07.09.2019 MAG Lifestyle Magazin
Meerschaum wird seit dem 17. Jahrhundert in Tagbauweise gewonnen, seine wichtigsten Förder-stätten liegen im anatolischen Eskisehir. Meerschaumpfeifen waren einst Meisterwerke türkischer
Schnitzkunst.
Pfeifen aus Meerschaum nennt der Connaisseur auch die weißen Göttinnen.
Meerschaumpfeifen müssen nicht eingeraucht werden. Sie sind geschmacksneutral und überaus feuerbeständig. Ein Abbrennen ist somit nahezu unmöglich, so das sie auch heiss geraucht werden
können. Der Herstellungsprozess einer Meerschaumpfeife hat sich seit dem 18. Jahrhundert nicht wesentlich verändert, damals wie heute wird das empfindliche Material mit der Hand
verarbeitet.
Das "weiße Gold", ist ein Mineral, welches überwiegend in der Türkei, in Anatolien, nahe der Stadt Eskeshir unweit von Ankara in Knollenform bergmännisch abgebaut wird.
Bei Meerschaum denkt man an Meer, Sturm und Gischt nur eben damit hat dieses Material nichts zu tun.
Die österreichischen Händler, die seinerzeit den Meerschaummarkt kontrollierten, verdeutschten die unaussprechliche laventinischen Handelsbezeichnung Mertscavon und der Markenname Meerschaum
wurde unverändert in allen europäischen Sprachen aufgenommen.
Die erdgeschichtliche Herkunft des Meerschaums ist nicht restlos geklärt. Es handelt sich um ein Magnesiumsilikat.
Ein deutscher Mineraloge wies Mitte des 19. Jahrhunderts nach, dass Meerschaum aus Ablagerungen fossiler Muscheln und Fischknorpeln entstanden sei und gab ihm den Namen Sepiolith von Sepia, der
Bezeichnung für Tintenfisch.
Türkische Mineralogen hingegen vertreten die Theorie, dass der Fluss Sakarija mehrmals sein Bett gewechselt hat, magnesiumhaltiges Gestein seinen Lauf hinderte und im Laufe der Jahrtausende sich
im Flussbett mit Kalkschlamm verbunden hatte. Diese Sinkstoffe lagerten sich ab, wurden durch Erdrutsche überlagerten und härtete in Jahrmillionen, wodurch der Meerschaum seine heutige Konsistenz
erhielt.
In Anatolien, nahe der Stadt Eskeshir unweit von Ankara, wird der Meerschaum in Knollenform bergmännisch abgebaut.
Vor dem Trocknen ist die Meerschaumknolle wachsweich und fühlt sich fettig an. Durch die Berührung mit Wasser schäumt sie wie Seife und wurde deshalb schon von den Griechen für Reinigungszwecke
verwendet. Zur Pfeifenherstellung eignet sich diese Knolle ausgezeichnet, da sie leicht zu bearbeiten und wegen der porösen Struktur sehr saugfähig ist.
Früher war die Metropole der Meerschaumpfeifenerzeugung Wien. Bekannte Hersteller sind Andreas Bauer der seine Manufaktur 1904 in Wien gründete sowie Leopold Weiss und Strambach.
Im Jahr der Wiener Weltausstellung 1873 erwarb die Generaldirektion der k.k. Österreichischen Tabakregie einige der dort gezeigten Prunkmeerschaumpfeifen, die den Grundstock der Sammlung Austria
Tabak bildeten.
Kunstvoll geschnitzte Pfeifen aus der Kaiserzeit sind unter Sammlern gesuchte Raritäten und heutzutage bewunderte Ausstellungsstücke in Museen.
Unterschiedlichste Themen wurden von Pfeifenmachern liebevoll in Handarbeit hergestellt. Man findet Motive aus den Bereichen Militaria, Jagdszenen, Tiere, Persönlichkeiten, Freimaurer-Symbole und
auch Erotika.
Pfeifen mit erotischen Motiven waren vor allem bei Herrenabenden beliebt und wurden nicht nur geraucht sondern auch stolz vorgeführt.
Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Türkei haben dazu geführt, dass Meerschaum nicht mehr als Rohmaterial exportiert werden darf. Er muss in türkischen Werkstätten zu Pfeifen oder Schmuck
verarbeitet werden.