09.09.2022 MAG Lifestyle Magazin Kulinarik & Reisen
Der Name dieser Kaffeespezialität geht auf die Entstehungsgeschichte mit einem Pferdefuhrwerk, dem „Einspänner“ zurück. Der Einspänner war im Gegensatz zum zweispännigen Fiaker ein mit einem Pferd bespannter Mietwage. Der Einspänner galt als minderes Lohnfuhrwerk und wurde auch Komfortable genannt. Im Gegensatz zum Fiaker hatte der Einspänner stets ein geschlossenes Coupé und war im Tarif etwa um die Hälfte billiger als der Fiaker.
Wenn der Kutscher am Kutschbock seinen Kaffee in der Hand hielt, sollte dieser möglichst lange warm bleiben. Dafür wurde der Mokka, ein doppelter Espresso, zur Isolierung mit einer riesigen
Schlagobershaube versehen. Heute wird der Einspänner auch in den Wiener Kaffeehäusern serviert, stilecht in einem durchsichtigen Glas mit Henkel.
Der Einspänner, stilecht, stilecht serviert in einem durchsichtigen Glas mit Henkel und einem Glas Wasser im Café Schwarzenberg.
Nicht nur das Glas Wasser zum Kaffee wurde durch die Weltausstellung in alle Welt hinausgetragen, sondern auch das Wiener Kaffeehaus wurde durch die zahlreichen Besucher aus der ganzen Welt ab
1873 international bekannt.
Ihre Hochblüte erlebten die Wiener Kaffeehäuser Ende des 19. Jahrhunderts. Man ging ins Kaffeehaus, um zu lesen, zu spielen, zu diskutieren, zu philosophieren und zu schreiben.
Das Glas Wasser zum Kaffee hatte ursprünglich den Zweck, den benutzten Kaffeelöffel im Wasserglas abzulegen. Später wollten die Cafetiers damit die Wassergüte für die Kaffeezubereitung zeigen.
Das wurde 1873 mit der Weltausstellung in Wien besonders wichtig. Denn im gleichen Jahr ging die I. Wiener Hochquellenleitung in Betrieb. Die Cafetiers wollten mit dem Glas Wasser zum Kaffee
zeigen, dass sie ihre Speisen und Getränke aus sauberem, kristallklaren Wiener Hochquellwasser zubereiten.
Bis heute gehört das Glas Wasser im Wiener Kaffeehaus zum guten Ton und wurde von vielen anderen Ländern übernommen.
Das berühmte Café Landtmann an der Wiener Ringstraße wurde 1873 im Jahr der Wiener Weltausstellung eröffnet und feiert damit 2023 sein 150-jähriges Bestehen. Die Entscheidung, das Café an diesem
Standort zu eröffnen, war mutig. 1873 befanden sich rundherum nur Baustellen. Rathaus, Universität und Parlament waren gerade erst im Entstehen.
Von Anfang an war das Café Landtmann aber ein Erfolg. Es lief in der Zeit um 1900, der goldenen Ära der Kaffeehäuser, zur Hochblüte auf.
Das Café Landtmann ist heute neben dem Café Schwarzenberg eines der wenigen verbliebenen Exemplare der legendären, ursprünglich 27 Ringstraßen-Cafés.
In Wien gibt es sogar auf einem Friedhof ein Kaffeehaus. Der Wiener Zentralfriedhof ist zugegebenermaßen ein ungewöhnlicher Standort für ein Café, aber das belegt wieder einmal die besondere Beziehung der Wiener zum Tod. Die Kurkonditorei Oberlaa ist nach einem Spaziergang am sehenswerten Zentralfriedhof ein Tipp zum Einkehren – mit der bekannt guten Oberlaa-Patisserie.
Disco-Kugel und traditionelle Kaffeehausatmosphäre sind in Wien kein Widerspruch. Das beweist das Café Schopenhauer im 18. Bezirk. Dieses alte Vorstadt-Kaffeehaus wurde sanft und geschmackvoll renoviert. Einen modernen Touch hat es nicht nur mit der Disco-Kugel erhalten, sondern auch mit der hübschen Bar. Die stadtbekannten Bridge-, Tarock- und Schachrunden finden nach wie vor statt.
Es sorgt des Öfteren für Verwechslungen, wenn es zwei Kaffeehäuser mit dem gleichen Namen gibt. In Wien gibt es das Café Ritter gleich doppelt. Eines liegt auf der Einkaufsmeile Mariahilfer Straße – genau auf halber Höhe, um eine Pause beim Shopping-Bummel einzulegen. Jenes in Ottakring erstrahlt als prächtiges Juwel mitten im Arbeiterbezirk. Sehenswert sind diese traditionellen Wiener Kaffeehäuser beide.
Die kunstvoll gestalteten Schaufenster und Vitrinen des einstigen K. u. K. Hofzuckerbäckers Demel locken mit Mehlspeisen und Süßwaren, an denen schon Kaiserin Elisabeth Gefallen fand und die auch heute noch die Kaffeehausbesucher überzeugen. Beim Demel verkauft und serviert übrigens auch nach 200 Jahren nur weibliches Personal, die so genannten Demelinerinnen, in schwarz-weißer Uniform. Und sie sprechen die Gäste nicht direkt an, sondern in einer Demel-typischen Distanziertheit unter Weglassung der Anrede: „Haben schon gewählt?“
Thonet und das Wiener Kaffeehaus sind untrennbar miteinander verbunden. Der Sessel-Klassiker Nr. 14 von Thonet gilt als traditioneller Wiener Kaffeehaus-Stuhl. Die Rückenlehne des 1859 erstmals produzierten Sessels besteht nur aus zwei Holzbögen und ist damit das Paradebeispiel der auf Bugholzmöbel spezialisierten Firma Thonet. Der Sessel wird mittlerweile unter der Nummer 214 geführt und zählt zu den meistproduzierten Sitzmöbeln der Welt. Wer auf der Designikone Probe sitzen möchte, hat in zahlreichen Wiener Kaffeehäusern die Möglichkeit dazu. Unter anderem im Café Frauenhuber, das eines der ältesten Kaffeehäuser Wiens ist. Auch moderne Cafés wie der Adlerhof setzen auf den klassischen Wiener Kaffeehausstuhl.