17.03.2022
zeigen vom 19. März bis 1. November 2022 die
Vom 19. März bis 1. November 2022 ist auf Schloss Hof und Schloss Niederweiden die neue Sonderausstellung „Kaiserliche Tafelschätze“ zu sehen, die Glanzstücke des kaiserlichen Haushaltes zeigt.
Auf Schloss Hof werden die schönsten Stücke aus den Beständen der ehemaligen kaiserlichen Hofsilber- und Tafelkammer der Wiener Hofburg präsentiert. Edle Kunstwerke aus Gold, Silber, Porzellan
und Glas veranschaulichen in neuem Rahmen auf eindrucksvolle Weise die funkelnde Welt der höfischen Tafelkultur vom Barock bis zum Historismus. Auf Schloss Niederweiden wirft die Ausstellung
einen Blick hinter die Kulissen und zeigt die vielfältigen Aufgaben der Hofwirtschaft und den unglaublichen Aufwand, der hinter der opulenten zeremoniellen Hofhaltung stand.
„Die Sonderausstellung ‚Kaiserliche Tafelschätze‘ auf Schloss Hof und Schloss Niederweiden zeigt wahre Schätze aus der ehemaligen Hofsilber- und Tafelkammer der Wiener Hofburg. Die Exponate sind
von kultur- und kunsthistorischer Bedeutung und deren Vielfalt ist beeindruckend und absolut sehenswert“, erklärt Margarete Schramböck, Bundesministerin für Digitalisierung und
Wirtschaftsstandort.
Klaus Panholzer, Geschäftsführer Schönbrunn Group: „Die außergewöhnlichen Objekte – von wertvollen und erlesenen Speise- und Dessertservices bis hin zu prunkvollen Tafelaufsätzen – geben
Einblicke in die Fest- und Alltagskultur am Kaiserhof. Sie erzählen von persönlichen Vorlieben einzelner Monarchen und vom Stil unterschiedlicher Epochen. Auch heute ist die Bedeutung der
Tafelkultur gegenwärtig, da diese ein zentrales Element im Zusammensein von Menschen bildet.“
Prunkgeschirr & Goldlöffel – Die Habsburger bitten zu Tisch
Auf Schloss Hof liegt der Fokus der Ausstellung auf der Epoche Maria Theresias. Neben kunstvollen Objekten aus der umfangreichen Sammlung asiatischer Porzellane veranschaulichen Exponate aus
heimischen und französischen Porzellanmanufakturen die Bedeutung dieses Materials für den Wiener Hof. Auch kostbare Objekte aus Gold und Silber, die einer kaiserlichen Tafel erst den imperialen
Glanz gaben, werden präsentiert.
Anja Hasenlechner, Leiterin Abteilung Historische Sammlungen, Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort: „Die Ausstellung präsentiert Kunstwerke von hoher ästhetischer und
kunsthandwerklicher Qualität. So gilt die Wiener Silberkammer in der Hofburg als eine der führenden Sammlungen dieser Art weltweit. Bis heute wird die Tafel des österreichischen Staatsoberhauptes
und seiner Gäste mit dem aktuellen Republiksservice aus der Silberkammer gedeckt.“
Porzellan – Die große Sammelleidenschaft
Erfunden in China sowie in Folge auch in Japan produziert, wurden Gegenstände aus Porzellan in großer Vielfalt und Anzahl seit dem 17. Jahrhundert nach Europa exportiert. Die exotischen Dekore
und ungewöhnlichen Gefäßformen faszinierten die europäische Aristokratie und lösten eine intensive Sammelleidenschaft aus, auch am Kaiserhof in Wien. Die fragilen Gegenstände mit asiatisch
inspirierten Verzierungen schmückten die Interieurs und die Tafeln barocker Schlösser. Als begehrte Statussymbole dienten sie gleichermaßen der Darstellung von Reichtum und eines exquisiten
Geschmacks und durften auf keiner Tafel fehlen.
Besonders gefragt war das Imari-Porzellan, das über die gleichnamige japanische Hafenstadt Imari nach Europa exportiert wurde. Maria Theresias Schwager, Karl Alexander von Lothringen, war einer
der herausragendsten Sammler von Imari-Porzellan. Er ließ die aufwendig verzierten Porzellangegenstände von europäischen Kunsthandwerkern noch in Gold und Silber fassen und damit veredeln.
Ausgewählte Exponate aus der Sammlung sind in der Ausstellung zu sehen wie etwa ein aufwendig konstruierter Tafelaufsatz bestehend aus Kerzenhaltern, Salz- und Zuckerbehältern, Schnabelkrügen,
Essig- und Ölgefäßen. Birgit Schmidt-Messner, Kuratorin Schönbrunn Group: „Die Imari-Porzellan-Sammlung des Herzogs Alexander von Lothringen zeigt die einzigartige Verbindung zwischen japanischem
Porzellan und kreativen Meisterleistungen der europäischen Gold- und Silberschmiedekunst des 18. Jahrhunderts.“
Porzellan – Geschenke der Verbundenheit
Bereits von Kaiser Karl VI., dem Vater Maria Theresias, gefördert, erlebte unter der Regentschaft Maria Theresias die heimische Produktion von Porzellan und die Modellierung von Porzellanfiguren
in den neugegründeten Porzellanmanufakturen eine besondere Blüte. Das Anrichten von Speisen auf Porzellan wurde als besonders raffiniert empfunden. Gleichzeitig wurde die Tafel zur Bühne en
miniature: Für die Unterhaltung der Gäste sorgten glänzend weiße oder farbenprächtig bemalte Figuren, die Mythologien, Galanterien, Jagden, Straßen- und Theaterszenen nachstellten. Als Geschenk
waren Gegenstände aus Porzellan eine Form der diplomatischen Annäherung im 18. Jahrhundert wie die Ausstellung beleuchtet. Katrin Harter, Kuratorin Schönbrunn Group: „Geschenke aus Porzellan
standen symbolhaft für die Qualität der Beziehungen zwischen Verhandlungspartnern, Bekanntschaften oder Familienmitgliedern. Oft war mit dem Übersenden dieser Kostbarkeiten auch die Hoffnung
verbunden, die Gunst der beschenkten Person zu erhalten.“ Das in der Ausstellung gezeigte „Service mit den grünen Bändern“ spielte bei der Verbesserung der Beziehungen zwischen Frankreich und
Österreich im 18. Jahrhundert eine maßgebliche Rolle. Der französische König Ludwig XV. ließ das aus dem persönlichen Geschenketat des Königs bezahlte, überaus wertvolle Speise- und
Dessertservice aus der französischen Manufaktur Sèvres 1758 an Maria Theresia übersenden. Primär als Geste der Annäherung gedacht, sollte dieses Porzellanservice aber auch den exquisiten
Geschmack des französischen Hofes in Wien eindrucksvoll vor Augen führen. Einige Jahre später fand das Geschirr eine gebührende, sprichwörtlich „verbindende“ Verwendung, nämlich bei der 1760
stattfindenden Hochzeit von Joseph II., dem Sohn Maria Theresias, mit Isabella von Parma, einer Enkelin Ludwigs XV. Das Service wurde auf der öffentlichen Tafel für den Dessertgang verwendet. Es
beschloss somit nicht nur das Essen, sondern im übertragenen Sinn auch die dynastische Verbindung.
Tafelgeschirre als Zeichen von Macht
Die in der Ausstellung präsentierten Gedecke veranschaulichen nicht nur die Vielfalt der am Wiener Hof in Verwendung stehenden Tafelgeschirre, sondern auch deren rangmäßige Wertigkeit. Für jeden
Anlass waren bestimme Geschirrarten reserviert: Bei Krönungsfestmählern oder Hochzeitsbanketten mussten diese dem kaiserlichen Decorum entsprechend nicht nur reich verziert sein, sondern das
Material sollte auch den herrschaftlichen Rang unterstreichen. Das Grand-Vermeil-Service zählte zu den prunkvollsten Services am Wiener Hof und gehört nach wie vor zu den wichtigsten Beständen
der ehemaligen Hofsilber- und Tafelkammer. Teile des Service aus feuervergoldetem Silber sind in der Ausstellung zu sehen. Ursprünglich um 1808 für Napoleons Stiefsohn Eugène de Beauharnais
hergestellt, erwarb Kaiser Franz II./I., der Enkel Maria Theresias, das prachtvolle Grand-Vermeil-Service 1816 für seine vierte Hochzeit und ließ es umarbeiten. So wurde das Wappen Napoleons mit
einer Plakette mit den Initialen „FIA“ (Franciscus Imperator Augustus) verdeckt. Das ursprünglich aus 40 Gedecken bestehende Grand Vermeil mit seinem klassischen, sich an der Antike
orientierenden Formenrepertoire ist ein Hauptwerk der französischen Goldschmiedekunst und wurde schließlich unter der Regentschaft von Kaiser Franz Joseph immer wieder erweitert und auf 140
Gedecke aufgestockt. Es umfasst heute 4.500 Einzelobjekte.
Küchengeheimnisse hinter den Kulissen
Auf Schloss Niederweiden liegt der Fokus der Ausstellung auf der Epoche Kaiser Franz Josephs. Es werden besondere Objekte gezeigt, die im ständigen Gebrauch waren und somit Einblicke in die Fest-
und Alltagskultur am Kaiserhof bieten. Dabei wird nicht nur Prunk und höfischer Glanz gezeigt, sondern auch der Kontrast zwischen „Sein und Schein“. So wird auf die Herausforderungen eingegangen,
mit denen die Hofbediensteten konfrontiert waren – galt es doch den hohen Ansprüchen, die am Kaiserhof herrschten, gerecht zu werden.
Des Kaisers neue Tafelzier
Der Regierungsantritt von Kaiser Franz Joseph 1848 führte zu großen Umwälzungen in der Tafelkultur des Wiener Hofes. Die kaiserliche Tafel erhielt wieder verstärkt öffentlichen und
repräsentativen Charakter: Während Franz Josephs Vorgänger Franz II./I. und Ferdinand I. zumeist privat an den Familientafeln gespeist hatten, führte der junge Kaiser Hoftafeln und Seriendiners
mit Funktionären der Staatsverwaltung, Militärs und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ein. Diese „Geschäftsessen“, die mehrmals pro Woche stattfanden, stellten neue Anforderungen an das
Decorum der kaiserlichen Tafel. Da die vorhandenen Tafelaufsätze für höherrangige Galatafeln reserviert waren, musste für die unter Franz Joseph eingeführten Hofdiners ein neuer, moderner und
flexibel zusammenstellbarer Tafelaufsatz für Tafeln mit bis zu 60 Gedecken angeschafft werden.
Der neufranzösische Tafelaufsatz, ein Highlightobjekt der Ausstellung, ist ein Beispiel einer größeren Anschaffung unter dem jungen Franz Joseph. Stilistisch ist der neufranzösische Tafelaufsatz
ein Musterbeispiel für das in der Mitte des 19. Jahrhunderts gerade modische Zweite Rokoko, eine der vielen Spielarten des Historismus. Die üppigen Formen, die auf die Hochblüte höfischen Lebens
im 18. Jahrhundert verweisen, waren auch ein idealer Ausdruck der neoabsolutistischen Ausrichtung der Regentschaft des jungen Kaisers. Auf jedem Stück dieser Garnitur aus vergoldeter Bronze sind
in reicher Bildhauerarbeit äußerst aufwendig gestaltete Szenen mit jagdlichen Motiven zu entdecken. Trotz der ausladenden und wenig praktisch erscheinenden Formen ist der neufranzösische
Tafelaufsatz äußerst funktional – denn die voluminösen Teile mussten ja für den jeweiligen Anlass rasch und flexibel auf die Tafel gesetzt werden können.
Die Maschinerie des Hofes
Die Ausstellung zeigt, dass neben wertvollen Tafelgeschirren aus Gold, Silber, Glas und feinem Porzellan und einem exquisiten Speisenangebot auch ein perfekter Service an der Tafel enorm wichtig
war, um den Monarchen als glänzenden Gastgeber erscheinen zu lassen. Entlang von Fotografien, Illustrationen und Zeichnungen werden der große personelle und logistische Aufwand, die Vielfalt der
Aufgaben, die strenge hierarchische Aufgabenverteilung und die klar geregelten Abläufe der Hofbediensteten veranschaulicht, die für die opulente zeremonielle Hofhaltung vonnöten waren. Martin
Mutschlechner, Kurator Schönbrunn Group: „Es gab unter anderem Hof-Tafelaufseher, Hof-Tafeldecker erster und zweiter Klasse, Hof-Tafeldecker-Gehilfen, Hof-Silberputzer und viele weitere. Allein
der Transport von Tafelgeschirr vom Verwahrungsort, den sogenannten Officen der Hofsilber- und Tafelkammer, zur Tafel, das Decken der Tische und danach die Reinigung und Rückführung der
Tafelgeschirre waren eine logistische und administrative Herausforderung.“
Bis heute werden von der Bundesmobilienverwaltung – der Nachfolgeinstitution der einstigen kaiserlichen Hofmobilieninspektion – die roten Teppiche für Staatsbesuche ausgerollt, das Mobiliar für
Staatsempfänge bereitgestellt und die Tafel des österreichischen Staatsoberhauptes und seiner Gäste mit dem aktuellen Republikservice aus der Silberkammer gedeckt.
Kulinarische Höhepunkte
Auch die Zubereitung so mancher Speisen gestaltete sich äußerst aufwendig. Die Olio-Suppe etwa gehörte zum kulinarischen Höhepunkt der festlich-eleganten Tafeln und nach Bällen, langen Theater-
und Opernabenden schätzte man den Genuss der Essenz besonders. Das Rezept – in der Ausstellung ist eines für bis zu 100 Personen zu sehen – erforderte besonders viele verschiedene Zutaten und die
Zubereitung nahm mehrere Stunden in Anspruch. So bestand die Suppe aus verschiedenen Fleischsorten, Gemüse, Gewürzen und Kräutern und wurde über Stunden hinweg gekocht, geklärt und reduziert. In
der Hofküche, der wichtigsten Küche des Kaiserhofes im Zentrum der Wiener Hofburg, gab es für deren Zubereitung sogar eigene Räume und Kochutensilien wie einen großformatigen Kessel, der in der
Ausstellung gezeigt wird. Und um die Olio-Suppe auf der Tafel angemessen zu präsentieren, wurden aus Silber oder Porzellan aufwendige wie extravagante Deckelterrinen angefertigt. Eine besondere
Auswahl davon wird in der Ausstellung präsentiert. Diese waren bis in das 18. Jahrhundert ein fixer Bestandteil der Tafelarrangements.
TIPPS & Links
„Goldlöffel & Prunkgeschirr – Die Habsburger bitten zu Tisch“
Schloss Hof, 2294 Schloßhof 1, Niederösterreich
„Küchengeheimnisse hinter den Kulissen“
Schloss Niederweiden, 2292 Niederweiden 1, Niederösterreich
www.schlosshof.at
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