16.02.2025 MAG Lifestyle Magazin - MAG Eisenbahnmagazin - MAG Eisebahmagazin Österreich - MAG Eisenbahmagazin Züge
Das Österreichische Verkehrsbüro ist das älteste österreichische Tourismusunternehmen und wurde 1917 als staatliches Unternehmen in Wien gegründet und mit der Entwicklung eines Fahrscheinsystems für die Österreichischen Staatsbahnen beauftragt. Der Verkauf von Bahnfahrkarten, die Organisation und Begleitung von Sonderzügen sowie die Betreuung von Sonderliegewagen der ÖBB war weiterhin für Jahrzehnte fixer Bestandteil der Aufgaben des ÖVB.
Am 30.August 1923 wurde das Verkehrsbüro in Wien, die Zentrale und Sitz der Direktion, nach Plänen der Architekten Heinrich Schmid und Hermann Aichinger im Stil des Art Déco gegenüber der Secession fertiggestellt. Im Laufe der Zeit wurden mehrere Hotels sowie die Linienschifffahrt am Wolfgangsee aufgekauft. Das Österreichische Verkehrsbüro war das einzige Reisebüro in Österreich mit einem eigenen Gebäude und für Wien so bekannt, dass nicht nur eine Straßenbahnhaltestelle nach ihm benannt wurde, sondern auch Ansichtskarten angeboten wurden. Die Linie 63 verkehrte von 1907 bis 1959 zwischen der Opernschleife, Haltestelle "Operngasse Verkehrsbüro" und dem Bahnhof Schönbrunn/Rudolfsheim.
Nach dem 2. Weltkrieg bot das ÖVB Arbeitsplätze für heimgekehrte Kriegsteilnehmer. So verkaufte der ehemalige Pilot der Luftwaffe, spätererer AUA Mitarbeiter am Flughafen Wien Schwechat und Oberstleutnant des Bundesheeres Paul Balluch, nun Busfahrkarten. Es kamen zu jener Zeit, als Arbeitsplätze Mangelware waren, ebenfalls Absolventen einer gymnasialen Matura in das ÖVB, wobei nach Gerüchten auch Parteiorientierung im Spiel war. Die SPÖ hatte bessere Connections zur Krankenkasse wohingegen die ÖVP zum Österreichischen Verkehrsbüro tendierte.
Die Direktion entsprach dem Proporzsystem, war der Generaldirektor rot so war der Posten des Generaldirektor - Stellvertreters schwarz besetzt und umgekehrt. Ab 1955 wurde unter dem Slogan BIB "Billig, Ideal, Bequem" Reisen angeboten, der Verkauf von Eisenbahnfahrkarten lag aber immer noch bei 70 Prozent der Umsätze. Zu jener Zeit erfuhr die Bahnabteilung im Verkehrsbüro unter Prokurist Karnovski, dem Verbindungsmann zur ÖBB, erste Höhenflüge bei der Führung von Sonderzügen. Die Produktion der Hauptreiseländer, Jugoslawien und Italien lag, bei zwei getrennten Abteilungen die nicht nur für die Katalogproduktion, sondern auch für die Buchungen der Liegewagenkarten verantwortlich waren.
Der „Austropa-Express“ wurde, bei der Frühjahrsmesse 1954 erstmals präsentiert und ermöglichte österreichischen Reisehungrigen für damalige Zeiten exotische Reisen, unter anderem nach Athen
an.
Eine der wohl beliebtesten Strecken des „Austropa-Expresses“ führte von Wien Südbahnhof über Florenz nach Neapel weiter nach Taormina auf Sizilien.
Liegewagen mit eingebauten Lautsprecheranlagen und Zugbegleiter sowie Reiseleiter des ÖVB boten für damalige Zeiten, in denen noch keine großen Hotelketten existierten, einmalige Reiseerlebnisse
an.
Die Katlogproduktion und der Hoteleinkauf oblag den jeweiligen Abteilungsleitern des Jugoslawien - und Italien Schalters. Die Platzreservierung auf den Bäderzügen in der Relation Wien - Split und
Rijeka oblag der Abteilungsleiterin der Jugoslawien Abteilung, Frau Felicitas Grandits, jene in der Relation Wien - Ancona der Abteilungsleiterin der Italien Abteilung.
Die Bahnabteilung bearbeitete die Beförderung aller Sonderliegewagen und Sonderzüge für Gruppen in Zusammenarbeit mit der Generaldirektion der ÖBB. Für die Einteilung der Liegewagenbetreuer auf
Sonderliegewagen war ebenfalls die Bahnabteilung des ÖVB zuständig.
Frau Felicitas Müller - Grandits präsentierte der Presse das Plakat "Austropa Express Weihnachten & Silvester 1955-1956", eine Gesellschaftsreise mit Austropa Liegewagen der ÖBB und Liegewagenbetreuern des Österreichischen Verkehrsbüros.
Obwohl das Österreichische Verkehrsbüro über das eigene Gebäude vis-à-vis der Wiener Sezession verfügte erfüllte sich der damalige Generaldirektor Alfred Sokol den Wunsch eines Luxusreisebüros an der Ringstraße gegenüber der Wiener Staatsoper, ein Prestigeobjekt das nicht lange Bestand hatte.
1976 wurde auf Betreiben von Generaldirektor Alfred Sokol der Architekt Hans Hollein mit der Planung eines repräsentativen Reisebüros gegenüber der Oper betraut. Die Planungsphase dauerte bis 1978.
Goldene Palmen, ein asiatisch impressioniertes Teehaus, ein Theaterkartenschalter im Stil einer Theaterbühne sowie eine Kassa mit stilisierten Rolls Royce Chrome Kühlergrill, die Halle umwölbt von einer Reminiszenz an ehemalige Perronhallen standen in Diskrepanz zu nicht arbeitsgerechten Arbeitsplätzen.
Nachfolger von Generaldirektor Alfred Sokol war Ernst Stock. Generaldirektor des Österreichischen Verkehrsbüros Ernst Stock und Generaldirektor der Österreichischen Bundesbahnen Wolfgang Clemens Pycha bei der Pressekonferenz am 24.03.1982 anlässlich der Bahntage in der Halle des ÖVB Opernringhof.
Pressefotos von den
Bahntagen im Österreichischen Verkehrsbüro
am 24.03.1982 und am 30.05.1983
Fotos © MAG Lifestylemagazin - Fotograf Michael A. Grandits
Trotz der kultischen Architektur bewahrheiteten sich Vorhersagen leitender Angestellter, dass die hohe Miete im Opernringhof "nicht zu verdienen sei" und das Büro des traditionsreichen Unternehmens im Opernringhof wurde kaum ein Jahrzehnt nach der Eröffnung 1987 abgerissen.
Die planmäßigen Liegewagen auf Regelzügen wurden von Schaffnern und Zugführern der ÖBB betreut, wohingegen Sonderliegewagen in Regelzügen und Sonderzügen von Liegewagenbetreuern des ÖVB, des
Österreichischen Verkehrsbüros, betreut wurden.
Unabhängig von der Dienststelle galten für alle die Dienstvorschriften für Liegewagenbetreuer der ÖBB und die Begleiter hatten ÖBB Dienstausweise für Fahrpersonal im grenzüberschreitenden
Dienst.
Die fahrplanmäßig geführten Liegewagen wurden nur in jenen Relationen eingesetzt welche in einer Nacht erreichbar waren, wie Belgrad, Venedig oder Rom.
Die Arbeit auf Sonderliegewagen erstreckte sich auch über mehr als zwei Nächte und 48 Stunden pro Fahrtrichtung, wie zum Beispiel zu den Zielbahnhöfen in Lourdes, Taormina, Athen oder
Istanbul.
Anfangs gab es für die vom ÖVB betreuten Liegewagen eigene Kopfpolsterüberzüge und Leintücher mit dem ÖVB Logo. Im Laufe der Zeit wurden alle Liegewagen ausschliesslich mit Bettwäsche mit ÖBB
Logo ausgerüstet.
Nach Eröffnung des ÖVB im Opernringhof 1979 wurde auch die Verwaltung der Sonderliegewagen und Sonderzüge vom eigenen Gebäude des ÖVB vis-à-vis der Sezession in den Opernringhof verlegt. Die Einteilung der Zugbegleiter oblag in den 1980er Jahren Frau Waltraud Stanek der Bahnabteilung des ÖVB
Die ÖBB Liegewagen Bcm 51 81 51-50 entstammen der in den Jahren von 1954 bis 1956 ausgelieferten Serie von SGP welche die ersten Reisezugwagen der ÖBB mit einer Gesamtlänge von 26,4 m waren. In den 1970er-Jahren wurden Gummiwulstübergänge eingebaut und ab 1979 statt in Tannengrün in Ultramarinblau für den Wagenkasten mit Seitenstreifen und Dach in Elfenbein umlackiert.
ÖBB Liegewagen der Reihe Bcm 51 81 50-50, gebaut 1963 bei der Schiffswerft Linz, entsprachen dem UIC-X Typ und waren bereits mit Drehfalttüren und eine Zweikanal-Luftheizung
ÖBB Liegewagen der Reihe Bcm 51 81 50-50 wurden in der ersten Serie 1976 und 1977 als Lizenzbau der Schweizer RIC-Liegewagen der Waggonfabrik Schlieren bei den Jenbacher Werken gebaut und verfügten über 10 Abteile plus Dienstabteil.
ÖBB Liegewagen der Reihe Bcm 51 81 59-70 der Jenbacher Werke entsprachen dem Vorgängermodell hatten aber nur mehr 9 Abteile plus Dienstabteil.
Die Pilgerzüge von Wien nach Lourdes wurden mit Liegewagen der ÖBB, betreut duch ÖVB Liegewagenbetreuer, geführt. Unter anderem gab es Miilitärpilgerzüge zur Internationale Soldatenwallfahrt nach Lourdes. Die Pilgerzüge des Malteser Ritterordens führten neben den ÖBB Liegewage öfters auch einen Lazarettwagen im Sonderzug. Da die ÖBB über keine Lazarettwagen verfügte wurde dieser von der SNCF gestellt. Bei solchen Pilgerzügen wurden ausser Liegewagenbetreuern auch ein Zugleiter, verantwortlich für den ganzen Zug, eingeteilt.
Die Organisation zur Beförderung von Messezügen verblieb beim ÖVB-Filialleiter Oswald Wassibauer der Filiale am Westbahnhof. In den 80er Jahren verfolgten viele renommierte Firmen das Ziel mit einer Messe zu ihren Verkäufern zu kommen und luden ihre Vertreter zu einem Besuch im nächstgelegenen Bahnhof ein. Zu diesen Firmen zählten Blaupunkt, Shell, Bosch und Illford. Die Ausstellungswaggons, teils gestellt von der ÖBB und teils der DB, wurden zumeist auf Güterzügen im Nachtsprung durch Österreich befördert um tagsüber den Messebesuchern zur Verfügung zu stehen. Auf manchen Messezügen kamen als Ausstellungswagen der Tanzwagen der ÖBB und zur Bewirtung der Besucher ein Speisewagen der ÖBB zum Einsatz.
Der Tanzwagen der ÖBB wurde auch als Ausstellungswaggon für Messezüge verwendet und bei diesen von einem Zugbegleiter des ÖVB begleitet, dem die technische und verkehrstechnische Betreuung des Messezuges oblag. Im ÖBB Tanzwagen war hierfür ein Dienstabteil für den Wagenbetreuer mit Bett verfügbar. Messezügewelche ausschließlich aus DB Ausstellungswaggons gebildet wurden verfügten über kein Dienstabteil und der Betreuer musste, sofern die Beförderung nicht mit Personenzügen sondern Güterzügen erfolgte, am rückwärtigen Führerstand der Lokomotive mitfahren.
Eine Begleitung der Ausstellungswaggons durch einen Zugbegleiter war erforderlich da die von der Norm abweichenden Schlüssel für den ÖBB Tanzwagen oder die DB Ausstellungswaggons hatten. Ebenso hatten sie den Schlüssel für den Hochspannungsschrank des Speisewagens. Bei allen technischen Problemen an Waggons sorgte der Zugbegleiter für Reparatur bis zum Messebeginn am nächsten Tag.
Bei dem Messezug für die Firma Blaupunkt, gebildet aus ÖBB SR + WR kam es einmal am 19.04.1985 bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Zell am See Richtung Innsbruck zu einem Zughakenbruch zwischen den
beiden Waggons, welche nach der Lokomotive gereiht waren.
Durch die dadurch ausgelöste Zwangsbremsung des beschleunigenden Zuges im Gleisbogen kam es zu Beschädigungen einer umstürzenden Ausstellungswand aufgrund mangehafter Befestigung durch eine
Drittfirma für Aufbau von Messeständen.
Bei einem Messezug der Firma Blaupunkt kam es zu Löchern auf der Lauffläche der Radreifen auf der Fahrt nach Villach.
Aufgrund rechtzeitiger Gefahrenfeststellung und Voranmeldung durch den ÖVB Zugbegleiter Michael A. Grandits konnte das Problem in der Nacht von der ÖBB Werkstätte Villach durch Achsentausch behoben werden und die Messe pünktlich stattfinden.
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