Lost Places – verlassene Orte zum Erkunden in Österreich

Verlassene Orte ziehen nicht nur die ständig wachsende Community der Urban Explorer an, sondern sind zu einem gesamtgesellschaftlichen, kulturellen Phänomen avanciert, für das sich immer mehr Menschen interessieren. Neben touristisch genutzten Lost Places gibt es auch kaum bekannte Orte, die sich überall finden lassen.

Der folgende Artikel zeigt ausgewählte verlassene Orte in Österreich, die zum Erkunden einladen.  Auf der interaktiven Karte von TUI am Seitenende finden sich 100 Lost Places in Europa.

Vom frühen 17. bis ins frühe 19. Jahrhundert hatten hier die Salzburger Scharfrichter direkt neben der früheren Richtstätte ihren Wohnsitz. Bis 1817 wurden in diesem Haus über 500 Menschen hingerichtet. Da überrascht es wenig, dass die angrenzende Straße früher Totenweg hieß. Zudem inspirierte das ehemalige Scharfrichterhaus die Namensgebung des benachbarten Gasthofs „Gasthof zum Galgen“ und später „Gasthof Hölle“. Das Scharfrichterhaus stellt das letzte sichtbare Zeugnis der Salzburger Richtstätte dar, die von 1599 bis 1817 bestand.

Direkt am Wasserfall in Bad Gastein liegt das ehemalige Grand-Hotel Straubinger, das 1840 erbaut wurde und bis 1999 in Betrieb war. Es besaß 200 Zimmer und war damit eines der größten und luxuriösesten Hotels der Region. Hier wurde sogar Geschichte geschrieben: 1865 wurde in diesem Hotel die Gasteiner Konvention zwischen Österreich und Preußen unterzeichnet. Bis Juli 1999 wurde das Hotel als Kurhotel für öffentlich Bedienstete genutzt. Seitdem steht das Gebäude leer und verfällt ohne jegliche Nutzung.

Das vergessene Dorf Döllersheim am Fuße des Donabergs in Niederösterreich ist eine bedrückende Geisterstadt mitten im Wald. Um den Truppenübungsplatz Döllersheim im Zweiten Weltkrieg zu errichten, wurden die Bewohner des Dorfes bis Ende 1941 ausgesiedelt. Von dem beliebten Ort sind heuer einzig Ruinen und eine gespenstische Kirche samt Friedhof übriggeblieben. Seit 1981 befinden sich die Pfarrkirche, der Friedhof und das Spital nicht mehr im militärischen Sperrgebiet und können damit besucht werden.

Der Truppenübungsplatz Döllersheim befindet sich am heutigen Truppenübungsplatz Allentsteig  im niederösterreichischen Waldviertel und ist noch immer militärisches Sperrgebiet

Der Friedhof der Namenlosen im 11. Wiener Gemeindebezirk Simmering besteht eigentlich aus zwei Friedhöfen, von denen einer mittlerweile völlig verwildert ist. Von 1840 bis 1940 wurden hier die Leichen von Ertrunkenen begraben, die im Hafenbereich von der Donau angeschwemmt wurden und sich nicht mehr identifizieren ließen. Der erste Friedhof wurde jedoch immer wieder überschwemmt. Ab 1900 wurde hinter dem Hochwasserschutzdamm auf einem Waldstück ein zweiter Friedhof angelegt. Offiziellen Angaben zufolge fand dort die letzte Beisetzung 1940 statt. Seitdem werden unbekannte Tote auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben.

Urban Explorer erkunden Lost Places häufig in Kleingruppen – touristische Massenansammlungen bleiben dabei meist aus. Damit kommt insbesondere in der heutigen Zeit ein seltenes und deswegen begehrtes Gefühl von Authentizität und Exklusivität auf. „Klassische” Sehenswürdigkeiten sind für jedermann zugänglich, ein Lost Place nicht. Der Besuch eines verlassenen Ortes gleicht eher einer Expedition ins Unbekannte. Lost Places umweht der Hauch des Geheimnisvollen und des Versteckten, ja des Märchenhaften.