02.11.2020 - MAG Lifestyle Magazin exclusiv - Reisemagazin: Deutschland special & MAG Eisenbahnmagazin
1873 erwarb König Ludwig II. von Bayern die Herreninsel als Standort für sein Neues Schloss Herrenchiemsee. Dieses Schloss sollte ein Abbild von Versailles und ein "Tempel des Ruhmes" für König Ludwig XIV. von Frankreich werden, den der bayerische Monarch grenzenlos verehrte. Die Entwürfe stammen vorwiegend von Georg von Dollmann, die Ausführung übernahm der Österreicher Julius Hofmann. Schloss Herrenchiemsee war das letzte großartige Bauprojekt des Märchenkönigs welches er nur wenige Tage bewohnte. Als König Ludwig II. im Jahr 1886 starb ließ dessen Nachfolger Prinzregent Luitpold die Bauarbeiten am Schloss Herrenchiemsee einstellen und gab das Schloss für die Öffentlichkeit frei.
Bereits 1845 wurde die Bahnstrecke Rosenheim – Salzburg eröffnet und die Chiemsee-Schifffahrt gegründet. Die Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen brachten die Besucher aus München, Rosenheim
und auch aus Salzburg nach Prien. Der knapp zwei Kilometer entfernte Hafen konnte vom Bahnhof Prien vorerst nur mit Kutschen erreicht werden. Bedingt durch den grossen großen Ansturm von
Touristen auf die Herreninsel wurde bereits 1886 den Bau einer schmalspurigen Lokalbahn vom Bahnhof Prien zum Dampfersteg in Stock geplant.
Die feierliche Eröffnung der Schmalspurbahn fand für heutige Verhältnisse nach extrem kurzer Planungs- und Bauzeit bereits am 9. Juli 1887 statt.
Bis zum Jahr 1908 befand sich der Bahnhof Prien auf dem Bahnhofsvorplatz der Hauptstrecke der Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen. Daher musste die Chiemsee-Bahn den Bahnkörper der normalspurigen Staatsbahn queren, um den östlich gelegenen See zu erreichen. Die Schienenkreuzung wurde mit zwei Haltesignalen für die Schmalspurbahn gesichert. Die Streckenführung wurde schließlich aus Sicherheitsgründen im Winter 1908/1909 geändert und der Bahnhof der Lokalbahn an die Ostseite des Bahnhofs verlegt. Seither quert die Bahn lediglich noch eine Hauptstraße sowie mehrere kleinere Seitenstraßen.
Bis Mitte der 50er Jahre wurde auf der Schmalspurbahn auch Güterverkehr abgewickelt, befördert wurden Kohle für die Dampfschiffe sowie Versorgungsgüter für die Chiemseeinsel
In den 1970er- und 1980er Jahren wurde dem Zeitgeist entsprechend eine Einstellung der Bahn in Betracht gezogen welcher durch den Denkmalschutz verhinderte wurde.
Leider konnte das historische Bauensemble des Bahnhofs mit Werkstatt und Depots nicht erhalten werden. Nach dem Abriss des Depots 2011 wurden dieses durch einen etwas weiter vom See entfernten
Neubau ersetzt.
Die Fahrstrecke betträgt 1910 Meter, Zwischenhalte existieren nicht und die Fahrzeit beträgt rund acht Minuten. Es wird im fahrplanmäßiger Zugverkehr on Ende Mai bis Ende September mit nur einer Zuggarnitur gefahren, daher sind keine Ausweichen erforderlich.
In der Hauptsaison, im Juli und August, werden die Züge von der Dampflokokomotive Bujahr 1887 der Lokomotivenfabrik Krauss, München und Linz, mit der Achsformel B n2t gezogen.
In der Vor- und Nachsaison, wenn Betrieb nur an Wochenenden stattfindet und bei Wartungsarbeiten an der Dampflok kommt auch eine 1962 gebaute Diesellokomotive, welche äusserlich äußerlich an die
Kastenform der Dampflokomotive angeglichen wurde, zum Einsatz.
Der Zug wird aus Originalwagen von 1887 und 1888 zusammengestellt.
Eine spezielle Attraktion für Schmalspurbahnen ist der Salonwagen Wagen Nr. 1 welcher langjähriger Restaurierung wieder in Betrieb steht.
Der mit komfortablen Fauteuils und nostalgisch gepolsterten Couches ausgestattete Salonwagen versetzt den Reisenden auf der kurzen Fahrt auch in eine Zeitreise in die Belle Epoque.
Vom Hafen Prien ist die autofreie Herreninsel ganzjährig mit dem Linienschiff, unter anderen auch mit einem einem Raddampfer der Chiemsee-Schifffahrt, zu erreichen.
Das Schloss Herrenchiemsee, das Bayerisches Versailles, erreicht der Besucher nach Ankunft mit dem Linienschiff zu Fuss oder romantischer mit Pferdekutschen.
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