29.04. 2022 MAG Lifestyle & Reisemagazin Bahnreisen & MAG Eisenbahnmagazin
1889 in Betrieb genommen, bis zu 48 Prozent Steigung, rund 30 Minuten Fahrzeit, das ist die steilste Zahnradbahn der Welt in Zahlen. Sie erklimmt auf 800 mm Schmalspur Meter für Meter den Weg von
Alpnachstad nach Pilatus Kulm, vorbei an blühenden Alpenwiesen und markanten Felsformationen. Nun wird das einzigartige Erbe in eine neue Ära überführt.
Die Pilatus-Bahnen AG gleist am Drachenberg die nächsten 40 Jahre auf. Im Sommer 2021 nahm auf dem ursprünglichen Trasse der steilsten Zahnradbahn der Welt der erste Triebwagen der neuen
Generation Fahrt auf - trotz der herausfordernden Situation am Markt. Umfangreiche Testfahrten sowie die Abnahme durch das Bundesamt für Verkehr standen auf dem Programm. Ein innovatives
Leitsystem und weitere technologische Neuerungen bringen mehr Komfort sowie einen nachhaltigeren Betrieb.
Maximal große Glasfronten gewähren in den neuen Wagen eine 360-Grad-Panoramaaussicht und ein noch spektakuläreres Fahrerlebnis. Der renommierte Designer Thomas Küchler, der am Fusse des Pilatus aufgewachsen ist, hat die neuen Triebwagen gestaltet. Er wählte ein zeitloses Design mit weichen Radien und eleganter Formsprache. Die Wagen kommen im klassischen Pilatus-Rot daher, untermalt von einer ikonischen LED-Beleuchtung an den Fronten. Im Fahrgastraum sorgen helle, warme Farbtöne und ein hochwertiger Bodenbelag für eine edle Atmosphäre. Wir setzen auf erstklassig-stilvolle Fahrzeuge mit wertigen Materialien. Das ist für uns Erlebnisreisen im 21. Jahrhundert kombiniert mit modernster Fahrgastsicherheit, so Godi Koch, CEO der Pilatus-Bahnen AG.
Der Ingenieur Eduard Locher hatte im 19. Jahrhundert die Idee, eine Bahn auf den Pilatus zu bauen. Viele hielten ihn für verrückt. Doch 1889 wurde die 4618 m lange Bahnstrecke von Alpnachstad
nach Pilatus Kulm eröffnet. Sie ist mit 48% Steigung die steilste Zahnradbahn der Welt. Daran hat sich seit der Eröffnung bis heute nichts geändert.
Dass eine Bahn in dieser Steilheit vorwärts kommt, bedarf es einer ausgeklügelten Technik. Die geniale Konstruktion mit zwei horizontal drehenden Zahnrädern machte es möglich. Dieses Meisterstück
wurde an der Weltausstellung 1889 in Paris präsentiert.
Das einzigartige Zahnstangensystem, welches Eduard Locher mit seiner Mannschaft vor über 130 Jahren erschuf, zeigt kaum Verschleißerscheinungen und bleibt praktisch unverändert bestehen. Die neuen Triebfahrzeuge verkehren in Zukunft in Doppeltraktion. In Alpnachstad entsteht ein zweiter Perron. Dank diesem können die Gäste ohne zusätzliches Rangieren gleichzeitig in die acht Triebwagen einsteigen. Anstelle von Schiebebühnen werden drei neue Gleiswender – maßgefertigte Unikate aus der Emmentaler Maschinenfabrik Steck – eingebaut.
1937 erfolgte die Elektrifizierung der Zahnradbahn auf den Pilatus. Vorher wurde die Strecke seit 1889 mit Dampf-Triebwagen befahren. Das historische Video zeigt die Arbeiten bei der Umstellung
vom Dampf- auf den Elektrobetrieb.
Ab Frühling 2023 sind alle acht neuen Triebwagen im Einsatz. Die Gleiswender sollen bis April/Mai 2022 ersetzt sein und auch die Talstation erstrahlt bereits für die Saison 2022 im neuen Glanz.
Die Arbeiten an der Bergstation werden dieses Jahr weitergeführt. Für Liebhaber der alten Pilatus Triebwagen heißt es, in dieser Saison die Koffer zu packen und die 80-jährigen Triebwagen ein
letztes Mal zu erleben.
Danach steht einer ebenso wie ein ehemaligen Dampftriebwagen im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern und zwei bleiben für Spezialfahrten bei den Pilatus-Bahnen AG.
Strecke Alpnachstad -
Pilatus Kulm (2.132 m)
Eröffnung 4. Juni 1889 (Dampfbetrieb)
Wiedereröffnung 15. Mai 1937 (nach Elektrifizierung)
Spurweite 800 mm
Maximale Neigung: 480 ‰
Streckenlänge: 4,27 km
Stromsystem: 1650 V =
Zahnstangensystem: Locher
TIPPs & Links
Information & Buchung
Geschichte der Pilatus Bahnen