13.11.2022 MAG Reisemagazin - Bahnreisen in der Schweiz & MAG Eisenbahnmagazin
Schon seit über 100 Jahren verkehrt der GoldenPass Express zwischen Montreux am Genfersee und Interlaken im Berner Oberland. Wegen unterschiedlicher Spurbreiten mussten die Gäste bisher in
Zweisimmen umsteigen.
Mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember ist dies künftig nicht mehr notwendig. Ein speziell entwickeltes System ermöglicht die Änderung der Spurbreite ohne Zugwechsel für die Passagiere.
Durch einen Direktzug steigt die Attraktivität von Montreux, Gstaad und Interlaken erheblich. Montreux rückt so näher an die Jungfrau und Luzern heran. Der GoldenPass Express ist ein Bindeglied zwischen den Sprachen, zwischen Westschweiz und Deutschschweiz, zwischen den Kulturen, zwischen Stadt und Gebirge, zwischen Seen und Bergen
Die Idee, den Genfersee, Gstaad sowie den Thuner- und den Brienzersee miteinander zu verbinden, reicht bis ins Jahr 1873 zurück. Das Ziel lautet bereits damals, drei Wirtschaftszentren des Landes zu vereinen und diese Bergregionen besser anzubinden. Die Gleise werden schliesslich mit unterschiedlichen Spurweiten gebaut: Meterspur (1 m) zwischen Montreux und Zweisimmen und Normalspur (1,435 m) zwischen Zweisimmen und Interlaken. Das Projekt wird mehrmals wieder aufgegriffen. 1924 entsteht die Interessengemeinschaft GoldenPass. In den 1930er-Jahren erwägt man den Bau einer dritten Schiene. Aufgrund zahlreicher technischer und finanzieller indernisse wird dieses Projekt jedoch nie verwirklicht.
Den Todesstoss erhält es 2006. Aufgrund der spezifischen Anforderungen von Meter- und Normalspur ist die Durchquerung des Bahnhofs Spiez ohne ein unterirdisches Gleis nicht möglich. Die Kosten explodieren, das Projekt wird abgebrochen. 2008 startet die MOB einen neuen Versuch. Wenn sich die Gleise nicht verändern lassen, muss sich eben das Rollmaterial anpassen. Dank des Drehgestells mit variabler Spurweite und einer Umspuranlage wechselt der Zug ohne weiteres von einer Spur zur anderen. Das Umspuren dauert acht Minuten: einige Sekunden für das Befahren der Umspuranlage, die Restzeit für den Lokomotivwechsel und die notwendigen Kontrollen.Der Traum kann endlich wahr werden.
Am Sonntag, den 11. Dezember um 9.08 Uhr ist es soweit, der GoldenPass Express tritt seine erste durchgängige Fahrt vom Bahnhof Interlaken Ost aus an. 115 Kilometer entfernt, genau um 9.35 Uhr, wird ein zweiter GoldenPass Express die umgekehrte Strecke von Montreux aus zurücklegen.
Der GoldenPass Express verbindet die drei Schweizer Tourismusorte Montreux, Gstaad und Interlaken ohne Umsteigen miteinander. Das von der Montreux-Berner Oberland-Bahn konzipierte, von Alstom entwickelte und hergestellte Drehgestell wechselt zwischen Meterspur (1 Meter) und Normalspur (1,435 Meter). Die zu 100 Prozent schweizerische technologische Meisterleistung ermöglicht den Fahrgästen ein besonderes Erlebnis: In drei Stunden und 15 Minuten genießen sie in in drei möglichen Zugklassen die einmalige Landschaft.
Auch andere Unternehmen haben ihre Züge mit variablen Drehgestellen ausgerüstet, etwa der spanische Talgo. Das von der MOB konzipierte und von Alstom weiterentwickelte Drehgestell ist jedoch das einzige mit einer so starken Verbreiterung (von 1 m auf 1,435 m, also um +43,5 %) und einer gleichzeitigen Anhebung des Wagenkastens von 350 mm auf 550 mm. Kein anderes Drehgestell mit variabler Spurweite ist dazu in der Lage. Der Wechsel von der Meterspur zur Normalspur ist daher eine echte Weltpremiere. Das Drehgestell des GoldenPass Express ändert die Spurweite innert weniger Sekunden und mit den Fahrgästen an Bord. Insgesamt werden einschliesslich des Lokomotivwechsels und der entsprechenden Kontrollen acht Minuten benötigt.
Die Entfernung zwischen Montreux und Interlaken beträgt 115,34 km. 62,43 km auf der Meterspur (Montreux – Zweisimmen) und 52,91 km auf der Normalspur (Zweisimmen – Interlaken). Beim Umspuren erfolgt ebenfalls eine Spannungsänderung von 900 V Gleichstrom auf 15 kV / 16,7 Hz Wechselstrom. Eine Weltpremiere
Der neue GoldenPass Express bietet – zusätzlich zur 1. und 2. Klasse – Gästen zukünftig mit der brandneuen PrestigeKlasse ein noch exklusiveres Reiseerlebnis, das keine Wünsche offenlässt. Die Prestige-Klasse zeichnet sich durch höchst bequeme Sitze aus, die beheizt sind und dank denen man immer in Fahrtrichtung reist. Zudem ist das Prestige-Abteil um 40 Zentimeter erhöht, sodass die Reisenden noch mehr in die Umgebung eintauchen können. So bekommen sie das Gefühl, als sässen sie mitten in der Landschaft. Alle Plätze bieten einen Panoramablick.
Das Rollmaterial des GoldenPass Express wurde von Stadler gebaut, sein Steuerwagen von Pininfarina entworfen. Die Kunden in der Prestigeklasse und in der 1. Klasse können direkt am Platz das lokale Gastronomieangebot genießen. Im gesamten Zug steht außerdem ein Minibarangebot zur Verfügung.
Tipps & Links
Urlaub & Bahnreisen in der Schweiz,
das Leben genießen und Spaß haben
Vom 11. Dezember 2022 bis zum 10. Juni 2023 wird der GoldenPass Express einmal täglich in jede Richtung fahren. Ab dem 11. Juni 2023 wird das Angebot auf vier Hin- und Rückfahrten pro Tag erhöht.
Der GoldenPass Belle Epoque und der GoldenPass Panoramic werden weiterhin als Linienzug (und ohne Aufpreis) zwischen Montreux und Zweisimmen verkehren