20.09.2023 / update 07.11.2023 - Eisenbahnen & Bahnreisen & MAG Eisenbahnmagazin & - Eisenbahnen Kroatien
Split ist der Endbahnhof einer der ersten Bahnstrecken in Kroatien an die Adria, der Dalmatinerbahn. Die
k.k. Staatsbahnen entschlossen sich bereits in den 1870er Jahren die Bahnstrecke von Knin nach Split zu errichten welche als Teilstrecke bis 1877 erbaut wurde. Erst 1925 kam es durch die
Fertigstellung der Lika-Bahn zum Anschluss an das Eisenbahnnetz welche die Verbindung zwischen der Bahnstrecke Zagreb–Rijeka und dem Eisenbahnknoten Knin herstellte.
In Knin, führen die Lika Bahn und die 1948 in Betrieb genommene Una-Bahn, wichtige Verbindungen von Zagreb und damit auch von den Metropolen Europas, zusammen um nach cirka 100 Kilometern in Split
unmittelbar am Hafen und Strandbad Bačvice zu enden.
Die Geschichte der Bäderzüge von Wien nach Split geht auf die 50er Jahre zurück. Der Biokovo Epress von Wien Südbahnhof nach Split führte in der Sommersaison wöchentlich neben planmäßigen Sitzwagen auch Sonderwagen. Sitzwagen und Liegewagen sowie die Autotransportwagen wurden von der ÖBB gestellt, die Schlafwagen von der KSR. Der Jugoslawienkrieg beendete die mehr als 30 jährige, in den Sommermonaten traditionsreiche Bahnverbindung des Biokovo Expresszuges zwischen Wien und Split, der bedeutenden Hafenstadt an der kroatischen Adria in Dalmatien.
Der Vororteverkehr wurde 1994, vor Ende des Kroatienkrieges, mit einer sechsachsigen Diesellokomotive der HŽ Baureihe 2062, einer ehemaligen JŽ Baureihe 664 der GM - EMD G26 Lokomotivserie und nur einem 2. Klasse Reisezugwagen geführt. Am 23.09.1994 führte die HŽ 2062 047 noch in JŽ Lackierung mit neuer Betriebsnummer den Bt 50 78 2100 003-5.
Die Geschichte der nicht elektrifizierten Bahnstrecke macht diese außer für Touristen, die sie zu einem Badeurlaub an die Adria führt, zu einer der interessantesten Bahnstrecken Südosteuropas für
Eisenbahnfreunde.
Die Einfahrt nach Split führt durch Solin, einer Kleinstadt acht Kilometer von Split entfernt und beherbergt die Zugförderung und das Lokdepot. Weiter führt die Strecke vorbei an den Anlagen der
Industriehafenanlagen vor Split nach Predgrađe nach Split, dem Endbahnhof der sich mit der Riva
parallel zu den Hafenanlagen für Fähren und Kreuzfahrtschiffe erstreckt.
Solin, am Fluss Jadro und am Meer gelegen, hatte in der Antike eine erheblich höhere Bedeutung als die heutige Kleinstadt Solin. Julius Caesar machte Salona zum Verwaltungszentrum der gesamten damaligen Provinz Illyrien, dem späteren Dalmatia. Heute punktet Solin mit Ausgrabungen aus der Antike von Ruinen des römischen Forums mit Tempel, dem Amphitheater, den Reste der römischen Porta Caesarea und der Stadtmauer sowie Resten frühchristlicher Kirchen.
Die Zufgförderung mit Lokdepot befindet sich in Solin, einer Kleinstadt welche zwischenzeitlich unmittelbar an Split grenzt. Der Bahnhof liegt direkt an einem Tanklager des INA Mineralöl- und
Gaskonzerns und am Meer. Die wichtigsten hier beheimateten Lokomotivtypen sind die 6-achsigen GM - Diesellokomotiven der Baureihen 2062 und 2044 sowie die Verschubloks der Baureihe
2132.
Die Lokomotivtypen sind in der Farbgebung der HŽPP und HZ Cargo, der Personen- und Güterzuglokomotiven der HŽ anzutreffen. Seit 2005
sind im Lokdepot die im Einsatz befindlichen Dieseltriebwagen mit Neigetechnik der HŽPP Baureihe 7123 beheimatet.
Die sechsachsigen dieselelektrischen Lokomotiven mit Lokomotivkästen nach amerikanischen Vorbild stammen aus einer Lieferung von GM (General Motors) und aus Lizenbauten von Duro Dakovic.
Die HŽ 2044 EMD-Bezeichnung G26 hat sechs Achsen und nur vier Fahrmotoren wobei die mittleren Radsätze der Drehgestelle als Laufachsen ausgebildet sind. Der Vorteil zu
den GM Lokomotiven mit sechs angetriebenen Achsen ist, daß auch Nebenstrecken mit geringen zulässigen Achslasten befahren werden können. Die HŽ 2062 von EMD, bis 2016
GM, haben sechs angetriebene Achsen.
Die hydraulischen Verschublokomotiven der HŽ Baureihe 2132 stammen in erster Bauserie unübersehbar von Jenbach in Österreich, danach wurden sie in Lizenz von Đuro
Đaković/TŽV Gredelj weitergebaut.
Der Abstellbahnhof von Split für Reisezuggarnituren befand und befindet sich in Split Predgrađe, was wörtlich übersetzt Vorstadt bedeutet, da der Kopfbahnhof von Split aufgrund beschränkten
Platzangebotes nicht genügend Gleise zum Abstellen aller Zugsgarnituren bieten kann.
Am Gelände des Abstellbahnhofes findet sich auf einem Seitengleis ein ehemaliger Panzerzug der Kroatischen Eisenbahnen. Im Kroatienkrieg war Knin und ein Teil der Strecke Split - Knin stark
umkämpft. Ob und wann der Panzerzug zum Einsatz gekommen ist konnte nicht geklärt werden. Zur Zeit zählt der Panzerzug zu den Denkmallokomotiven der HŽ. Sollte er in das in Renovierung befindliche Eisenbahnmuseum der HŽ in Zagreb kommen werden wir über dieses berichten und hoffen eine Dokumentation zu diesem
Panzerzug zu finden.
Der Bahnhof von Split, ist malerisch gelegen, umgeben vom Meer. An der Eingangsseite des
Bahnhofgebäudes aus der Anfangzeit des Bahnbetriebes befinden sich die Hafenanlagen mit Molen für lokale Fähren und Kreuzfahrtschiffe.
Vom Bahnhof ist der Glockenturm der Kathedrale des Hl. Domnius im Diokletianpalast, der Altstadt von Split, zu sehen. Entlang der Riva gelangt man in wenigen Minuten entlang des Meeres zur
Altstadt mit dem Diokletian Palast. An der Riva vor dem Diokletian Palast, der Promeniermeile von Split, finden Gäste
Restaurants und Kaffees.
Am Ende der Gleisharfe befindet sich ein Stumpfgleis für das Umsetzen von Lokomotiven das unmittelbar vor dem Strand endet. Der Prellbock liegt unmittelbar bei einem Strandzugang von Bačvice, dem vor allem bei jüngeren Einheimischen und Besuchern beliebten Strand von Split. Nach Mitternacht verwandelt sich der Badestrand zur Partyzone Bačvice mit Klubs.
Die Reisezüge werden bevorzugt von GM Dieselloks der HŽPP Baureihe 2044 geführt.
Im Endbahnhof von Split befindet sich die Autoverladung für Autoreisezüge. Vor und kurz nach den 80er Jahren verkehrte von Wien nach Split der Biokovo Express als Bäderzug und Autoreisezug. In dieser Zeit beförderte der "Biokovo Express" auf Rkqss auch "höhere" Fahrzeuge" wie Geländewagen, Autos mit Bootsanhänger oder Kleinbusse. Leider ist diese Möglichkeit aufgrund ausschließlicher Beistellung von Doppelstockwagen der Gattung DDm nicht mehr möglich.
In der Sommersaison 2023 führt der Autoreisezug als Nachtzug EN 1152/1153 von Bratislava über Wien nach Split. Die Autoverladung erfolgt je nach Zielbahnhof auf DDm der ÖBB in der Relation Wien-Split und DDM der CD in der Relation Bratislava-Split.
HŽPP 2044 017 in Split beim Umsetzen an die Zugspitze nach Verschub der Autotransportwagen DDm bei Zug 1152 am 19.09.2023 von Split nach Wien und Bratislava
Ein weiterer Nachtzug "Adria" B/IC 1204/1205 von und nach Budapest führt Schlafwagen, Liegewagen und einen Speisewagen der Utaselláto von MAV-Start aber bietet keine Autotransportmöglichkeit.
Die HŽ Baureihe 2044 wurden 1981 und 1982 von der Firma Đuro Đaković unter Lizenz der amerikanischen Firma General Motors Electro-Motive Division La Grange, Illinois für die ehemaligen Jugoslawischen Eisenbahnen gebaut und hatte im
JŽ Nummernschema die Reihenbezeichnung 645. Die dieselelektrischen Lokomotiven mit der Achsfolge (A1A)'(A1A)' sind mit einer Anlage zur elektrischen Beheizung des Zuges
ausgestattet.
Im Vororte- und Nahverkehr in den Relationen Split - Kastel Stari und Split - Perkovic kamen Triebwagen der HŽPP BR 7122 zum Einsatz. Bei Ausfällen der neuen Generation von Neigetechnikgarnituren der HŽPP Baureihe 7123 steht diese Baureihe noch immer als Reserve zur Verfügung.
Dieseltriebwagen mit Neigetechnik von Bombardier der HŽPP Baureihe 7123 kommen in der Relation Split-Zagreb zum Einsatz nachdem sie die HŽPP BR 7122 im Vororte- und Nahverkehr der Relationen Split - Kastel Stari und Perkovic ablösten.
Alle Fotos und Videoclips
© MAG Lifestyle & Reisemagazin, Fotograf M.A.Grandits
und wenn nicht anders angeführt
Aufnahmedatum 16.09.2023
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TIPPS & Links
Bildband
Die Jugoslawischen Eisenbahnen in den 80er Jahren
mit Bildern von ÖBB Liegewagen
Bildband zu den Jugoslawischen Eisenbahnen in den 80er Jahren
mit Bildern aus einer Zeit in der Fotografieren bei Strafe verboten war