02.10.2023 - MAG Lifestyle Magazin exklusiv - Eisenbahnen & Bahnreisen & MAG Eisenbahnmagazin
Bereits im Jahr 1866 verlangte der österreichische Handelsminister die Errichtung einer Eisenbahn durch die Lika. Beim Berliner Kongress 1878 erhielt Österreich-Ungarn gegen den Protest des
Osmanischen Reiches das Recht, Bosnien und die Herzegowina zu besetzen um den russischen Machtzuwachs auf dem Balkan auszugleichen. 1908 erfolgte die Annexion und die Reichslande Bosnien und
Herzegowina wurden als Kondominium gleichzeitig von Österreich und Ungarn verwaltet. Während der Österreichisch-Ungarischen Verwaltung von Bosnien und der Herzegowina gab es bereits Überlegungen
Bihać von Novi Grad aus an das Eisenbahnnetz anzubinden. Bis 1913 dauerte der Streit zwischen Österreich und Ungarn um die Trassenführung durch die Lika bevor der Bau beginnen konnte.
Danach behinderte der Erste Weltkrieg den Baufortschritt.
Die Teilstrecke von Bosanski Novi nach Bihać wurde erst im Januar 1924 fertig gestellt und der Betrieb erst 1925 von den Eisenbahnen des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen aufgenommen.
Durch den Zweiten Weltkrieg wurden die Bauarbeiten eines französischen Baukonzerns wieder unterbrochen und die Strecke nach Knin wurde erst im November 1948 durch die damaligen
Jugoslawischen Staatsbahnen (JDŽ), ab 1953 Jugoslawische Eisenbahnen (JŽ) in Betrieb genommen.
Die Una-Bahn wurde, da weniger steigungsreich als die westlich liegende Lika-Bahn 1987 bis Knin
mit 25 kV / 50 Hz elektrifiziert.
Den nächsten Rückschlag der Bahnverbindung auf der Una Bahn brachte der Kroatienkrieg und Bosnienkrieg der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts. Kriegsbedingt wurde der durchgängige Verkehr auf
der Una-Bahn im August 1991 unterbrochen, die Strecke sowie Oberleitungen wurden abschnittsweise schwer beschädigt.
Oberleitungen wurden durch Kriegseinwirkungen zerstört, Kabel der Signalsteuerung fielen teilweise auch Diebstählen zum Opfer und wurden schließlich gänzlich abgebaut. Die Fahrleitung von Novi
Grad dem ehemaligen Bosanski Novi bis Bihać wurde nach dem Bosnienkrieg wieder instand gesetzt, trotzdem gibt es im Jahr 2023 keinen fahrplanmäßigen Verkehr in Richtung Bihać . Trotz
der optisch enwandfreien Fahrleitung sind die Singnalanlagen nicht funktionsfähig.
Von Bihać nach Martin Brod säumen filigrane Gittermaste ohne Fahrleitung, alte Vorsignale der k.u.k Bauart und Lichtsignale der JZ die Bahntrasse. Die Una Bahn wechselt auf ihrer Trasse
sieben Mal die Staatsgrenze zwischen Kroatien und Bosnien - Herzegowina und damit zur EU sowie dem Schengen Raum gehörigen - und nicht zugehörigem - Gebiet. Der Bahnstrecke von Strmica nach Knin
wurde gesperrt und der Verkehr komplett eingestellt.
Heute hat die Bahnstrecke von Zagreb nach Split über die Una-Bahn, trotz eisenbahntechnischer Vorteile gegenüber der Lika-Bahn, seine Bedeutung verloren und ist nicht mehr befahrbar.
Der Bahnverkehr in Bosnien und Herzegowina wird von zwei Eisenbahngesellschaften betrieben welche sowohl von der Infrastruktur und der Traktion aus den Jugoslawischen Eisenbahnen JŽ
hervorgegangen sind. Die Željeznice Federacije Bosne i Hercegovine (ŽFBH) in der Föderation Bosnien und Herzegowina und die Željeznice Republike Srpske (ŽRS) der Republika Srpska. Diese
Zweiteilung beruht auf der Teilung Bosniens und Herzegowinas in zwei Verwaltungseinheiten infolge des Dayton-Vertrages. An den Grenzen innerhalb von Bosnien und Herzegovina werden
zwischen den ŽFBH und den ŽRS ohne technische Notwendigkeit die Lokomotiven gewechselt. Die Baureihenbezeichnungen der JŽ wurde von beiden Nachfolgebahnen, den ŽFBH und den ŽRS,
beibehalten.
Bei beiden Bahnverwaltungen sind im Streckendienst vor Reisezügen und Güterzügen hauptsächlich ehemalige JŽ Elektrolokomotiven der Baureihen 441 und Dielellokomotiven der Baureihe 661im Einsatz.
Die elektrische Traktion beherrschen die Lokomotiven der JŽ Reihe 441. Die ersten Lokomotiven wurden von SGP geliefert und danach von Rade Koncar weitergebaut und sind bis heute bei beiden Bahnverwaltungen in Bosnien und Herzegowina, den Eisenbahnen der Föderation Bosnien und Herzegowina ŽFBH sowie den Eisenbahnen der Republika Srpska ŽRS, im Einsatz.
Bei der Dieseltraktion dominiert bei der ŽRS die fast über 60 Jahre alten Oldtimer - Diesellokomotiven ŽRS
66ehe der ehemaligen JŽ Baureihe 661 von General Motors Electro-Motive Division (GM-EMD Modell G16) aus den USA mit dem ehemaligen Spitznamen "Kenedi".
Republika Srpska - ŽRS
Novi Grad, das ehemalige Bosanski Novi, liegt an der Una in der Republika Srpska und der Bahnbetrieb obliegt der Željeznice Republike Srpske (ŽRS). Im Bahnhof treffen die elektrifizierten
Bahnstrecken aus Richtung Sunja, Banja Luka und Knin aufeinander.
Auf der Strecke Sunja nach Novi Grad gibt es im Abschnitt Dobrljin - Banja Luka planmässigen Personenverkehr. Die Bahnstrecke über Bihać nach Knin wird zur Zeit von keiner der beiden
Bahngesellschaften bedient.
Mit der ŽRS 661 GM-EMD G16 Novi Grad - Dobrljin - Novi Grad
Föderation Bosnien und Herzegowina - ŽFBH
Die Bahnstrecke nach Bihac passiert etwa 22 km südwestlich von Novi Grad die Grenze zwischen der Republika Srpska und der Föderation Bosnien und Herzegowina. Bosanska Otoka in der Föderation
Bosnien und Herzegowina liegt an der Una. Das alte Bahnhofgebäude ist einem Container gewíchen und zeitweise besetzt. Obwohl kein Planverkehr stattfindet ist der Bahnhof zeitweise mit dem
stellvertretenden Bahnhofsvorstand besetzt der auf seinem Schreibtisch noch immer fein säuberlich den Bildfahrplan, einen grafischen Fahrplan als Zeit-Weg-Diagramm, der Zugsverbindungen liegen
hat.
Die Bahnstrecke der Una Bahn von Bosanska Otoka über Bosanska Krupa nach Cazin-Srbljani
Föderation Bosnien und Herzegowina - ŽFBH
Das zur zur Gemeinde Bihać gehörende Dorf teilt sich in ein Donji Srbljani (Unterdorf ) auf einer Höhe von etwa 190 Metern direkt an der Una und ein Gornji Srbljani (Oberdorf) auf einer Anhöhe
rechts der Una auf etwa 345 Metern.
Im Unterdorf befindet sich der Bahnhof Cazin-Srbljani der Una-Bahn.
Föderation Bosnien und Herzegowina - ŽFBH
Der Bahnhof in Bihać an der Una-Bahn befindet sich im östlichen Teil der Stadt. Die Kursbuchstrecke 160 der ehemaligen JZ wurde als wichtige Verbindung von Zagreb nach Split 1987 bis Knin
elektrifiziert. Die Una-Bahn wurde, da weniger steigungsreich als die westlich liegende Lika-Bahn elektrifiziert und viele Schnellzüge und Autoreisezüge, unter anderen auch der Autoreisezug
Biokovo Express in der Sommersaison von Wien an die Adria nach Split, verkehrten auf dieser Strecke. Es handelte sich einst um die Hauptstrecke zwischen Zagreb und Split mit äußerst dichtem
Zugsverkehr.
Die Marmor-Tafeln am Bahnhof Bihać besagen, dass die Strecke von Bosanski Novi nach Knin zwischen 1984 und 1987 ausgebaut und elektrifiziert wurde.
Bis vor wenigen Jahren fuhr noch eine Waggongarnitur "Talgo" bespannt mit der Elektrolokomotive der Reihe 441 in der Relation Sarajevo - Bihac - Sarajevo. Diese Bahnverbindung wurde am 17.03.2020
bis auf weiteres eingestellt.
Der Bahnhof Bihać stellt daher zurzeit die Endstation der Željeznice Federacije Bosne i Hercegovine (ŽFBH) von Sarajewo dar und die Strecke nach Süden in Richtung Knin wird 2023 fahrplanmäßig
nicht bedient. Laut Augenzeugenberichten der Wirtin der Gostionica vis vis des Bahnhofes ist noch selten ein Bauzug zu sehen.
Bihać ist eine Stadt an der Una und an der gleichnamigen Una Bahn in Bosnien und die Herzegowina in der Verwaltungseinheit der Föderation Bosnien und Herzegowina gelegen. Der Blick über die Una zeigt zwei Wahrzeichen von Bihać, die Ruine der Kirche des Hl. Antonius und den Kapitänsturm. In der Altstadt lädt eine Fußgängerzone zum Bummeln und zur Einkehr in etliche Restaurants und Cafes. Entlang des Ufers findet der Besucher Restaurants mit Bosnischen Spezialitäten.
Föderation Bosnien und Herzegowina - ŽFBH
Der verfallene Bahnhof von Ripač liegt ungefähr 5 km nördlich des Nationalparks Una und ist damit ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen in der unberührten Natur und Erlebnisurlaub an der Una.
Kroatien - HŽ
Von Bihać führt die aufgelassene Strecke nur mehr bis zum Bahnhof Martin Brod welcher als offizieller Grenzübergang für den Personen- und Güterverkehr in Bosnien und Herzegowina festgelegt wurde. Der Kroatische Grenzbahnhof liegt ungefähr 22 km weiter und 1 km nach der Staatsgrenze in Ličko Dugo Polje. Diese Bahnstrecke nach Knin ist ebenso stillgelegt und in Knin wurden die Oberleitungen in Richtung Una Bahn abgebaut. Die Una Bahn trifft mit der Lika-Bahn im Bahnknotenpunkt Knin zusammen von wo sie über die Dalmatiner Bahn nach Split und Sibenik führt. Die Bahnverbindung in der Relation Zagreb - Split - Zagreb erfolgt über die westlich liegende Lika-Bahn mit Dieseltraktion.
Der Bäderzug & Autoreisezug D 1354/D1355 blickt auf eine abwechslungsreiche Geschichte an Traktionsformen
zurück, von Dampf- über Diesel- bis Elektrotraktion. Ab 1987 wurde der Zug über die Una Bahn bis Knin statt mit Dieseltraktion mit einer E-Lok der JŽ Baureihe 441 von Dobova vor Zagreb bis Knin
geführt. Die vierachsigen elektrischen Lokomotiven der JŽ Reihe 441, baugleich mit der ÖBB Reihe 1043, stehen seit 1967 im Einsatz und werden sowohl für den Personen- als auch Güterverkehr
eingesetzt.
Der Marijan Express verkehrte in der Relation Zagreb-Split-Zagreb über die Una Bahn sowohl als Lok bespannter Zug mit Reisezugwagen, Speisewagen WR sowie Autotransportwagen DDam als auch
mit Diesetriebwagen der JZ Reihe 610 mit Halbspeisewagen AR in dem, wie zu dieser Zeit auf jedem Zug üblich, ein Dienstabteil auch für die obligate Polizei am Zug reserviert war.
Zagreb Gl.Kol. 6.40
Bosanski Novi 8.08-8.10
Knin 11.07-11.11
Perković 12.07-12.11
Split 13.02
Alle Fotos © MAG Lifestyle & Reisemagazin, Fotograf M.A.Grandits
und wenn nicht anders angeführt Aufnahmedatum September 2023
TIPPS & Links - Fahrpläne der Bahnverwaltungen
Hrvatske Željeznice (HŽ) in Kroatien
Željeznice Federacije Bosne i Hercegovine (ŽFBH) in der Föderation Bosnien und Herzegowina
Željeznice Republike Srpske (ŽRS) in der Republika Srpska
TIPPS & Links
Bildband
Die Jugoslawischen Eisenbahnen in den 80er Jahren
mit Bildern von ÖBB Liegewagen
Bildband zu den Jugoslawischen Eisenbahnen in den 80er Jahren
mit Bildern aus einer Zeit in der Fotografieren bei Strafe verboten war