06.02.2021 Cornelia Singer
Die Schiebetüre meines T5 ist ganz weit offen. Auch der Kofferraum. Und dazwischen liege ich durchgestreckt auf meinem Busbett. Die warme Athener Stadtluft strömt über mich. Die Zikadenklänge
sind verstummt und auch der nächtliche Stadtverkehr ist kaum mehr wahrnehmbar. Sogar eine Stadt kommt mal etwas zur Ruhe. Natürlich versuche ich den heutigen Abend nochmals zu betrachten, jedoch
bei meinen sprunghaften Gedanken kann ich kaum den Faden behalten.
Mein allererster Auftritt, so kurz und schon vorbei, eingebrannt in meine Ewigkeit. Immer wenn etwas sehr gut geht, denke ich mir: Ja, das soll so sein. Läuft mal was nicht so gut, muss ich eben
etwas länger versuchen, bis ich den richtigen Weg finde. Da waren Manos Freudentränen über mein Überraschungskonzert. Lena, die mich sooo fest an sich drückte. Meine erste Taxifahrt durch Athen
im Vollmondlicht. Die vielen Leute, die lauthals mitsangen. Meine nervöse Blase „ Sollten wir nicht doch noch einmal schnell aufs WC?".
Die alte, in schwarz gekleidete Frau, die jeden Tag vor einer Bäckerei sitzt. Die von den vorbeigehenden Menschen angesprochen wird, wie es ihr denn geht, ihr Geld zustecken oder einen Kaffee
bringen. Die Bäckerin, die ihr kurz vor Ladenschluss noch ein Brot raus gibt. Sie strahlt die ganze Mentalität Griechenlands aus, die aktuelle Finanzkrise, die traditionelle Kleidung, den
Respekt, der ihr entgegengebracht wurde, eine ruhende Weisheit. Freud und Leid in einem einzigen feucht-nassen, klarem Blick. Und ich traute mich auch. Schenkte ihr eine kleine Schachtel
Pralinen. Als ich sie ihr entgegen reichte, fasste sie meine Hand und umschloss sie mit ihren verrunzelten Fingern und murmelte etwas leise. Dann ließ sie meine Hand los, nickte mir noch kurz zu
und schloss ihre Augen. Das war mein Zeichen zum Weitergehen.
Da taucht dieser Bär vor mir auf und überragt mich fast um zwei Köpfe. Er lächelt breit, streichelt mit einer Hand seinen Vollbart als er meinen überraschten Blick sieht. Ah! Und da schiebt sie
sich schon zwischen uns, seine kleine Frau Elena. Ich weiß nicht, wer von den Beiden das breitere Lächeln hat. Sie reden auf mich ein. Auf englisch, griechisch, deutsch – mit Händen und Füßen.
Was für ein toller Auftritt! Elena plappert munter weiter. Zwischen der lauten Musik verstehe ich kaum was. Doch das macht nichts, denn ihr Mann, der Bär Perikles, macht auch Musik, ich soll doch
am Wochenende zum Essen vorbeikommen.
Wenn man erst spät aufsteht, ist es verdammt heiß im Bus. Meine Fensterscheiben sind angelaufen. Die Luft ist stickig. Kurz bevor ich einschlief, schloss ich alle Türen. Leider habe ich
vergessen, die Lüftungsgitter ins Fenster zu stecken. Mal die Tür aufreißen – Luft! Bringt aber kaum Abkühlung. Aber ich bin begeistert, immerhin ist es schon September und es hat 34 Grad! Um 10
Uhr vormittags!
Eine Nachricht am Handy. Von Mario. Wie´s mir denn so geht. Mit Mario hatte ich schon tolle Zeiten erlebt, als wir gemeinsam in Clubs als DJs auflegten. Ja, richtig gelesen! Ich habe ein paar
Jahre als DJ gearbeitet – in weiblicher Form heißt das dann DJane.
Der kurze Rückruf dauert über eine Stunde. Ergebnis? Mario sitzt im nächsten Zug nach Athen! Was aber bedeutet, dass er frühstens in zwei Tagen ankommen wird. Genug Zeit, um meinen Bus wieder
etwas sauberer zu machen? Aber erst einmal muss ich schwimmen gehen, das Meer ist doch nicht fern.
Die ganze Region um Athen heißt Attiki, die ist recht groß, aber das muss ich mir noch etwas genauer ansehen. Für heute möchte ich mal Richtung Südosten fahren, da geht die ganze Zeit eine Straße
am Meer entlang und irgendwo dort – einfach rein ins Wasser.
Also starte ich meinen Bus, der nur gaaannz leicht verstaubt ist und lass mich vom Navi führen.
Zuerst geht es mal in Richtung Athenzentrum, dann die Akropolis links liegen lassen, weiter gerade aus Richtung Piräus, den Hafen Athens. Von dort eine scharfe Kehre, vorbei am Stadium Peace and
Friendship und in einer sich dahinschleppenden Autoschlange durch eine Unterführung, die links und rechts zu geparkt ist. Auch in der Mitte! Und dort wiederum auch links und rechts! Kannst du dir
das vorstellen? Irrsinnig! Aber geil!
Jetzt geht es auf der Leoforos Posidono entlang, einfach dem Verkehr folgend und dem Meer zu meiner rechten Seite. Überall parken Autos. Die, die nur „kurz" anhalten, werfen einfach die
Warnblinker an, schon hat man einen Parkplatz auf der Straße. Praktisch, wenn man gute Nerven hat. Ich folge der Straße, die zuerst vierspurig und kurz nach Athen wie eine mystische Schlange am
Meer entlang liegt. Sich bis zum Poseidon Tempel erstreckt, dem letzten Spitz der Region Attiki.
Nach ungefähr eineinhalb Stunden bin ich nur 20 Kilometer weit gekommen. Etliche Strandbars, Kiosky und riesige Beach- Clubs liegen hinter mir. Sehr viele Leute sind am und im Meer direkt zu den
Füßen Athinas.
Immer wieder schlängelt sich mein Weg direkt am blauen Meer entlang, welches von Griechen Thalassa bezeichnet wird. Es ist recht felsig und steinig hier, aber immer wieder liegt irgendwer einsam
auf einem solchen Stein und gibt sich der Sonne hin. Bei einer der vielen Einbuchtungen parke ich mich hinter den restlichen Autos ein. Lehne mich an meinem Bus und sauge die leicht salzige und
typisch nach Meer riechende Luft ein. Ich freue mich! Es sind so viele Menschen, die auch gerade in diesem Moment das Leben genießen. Weiter draußen sehe ich eine etwas größere Insel, aber es
sind auch immer wieder kleiner Felsen im Wasser zu sehen. Glaubt man den Griechen, so sollen es um die 3000 Inseln sein.
Man muss schon recht geschickt sein, um hier zum Meer zu gelangen. Den Felsen hinab und hinein – heute besser nicht für mich.
Lass uns noch etwas weiter fahren, vorbei an Tavernen, Bäckereien und Hotels. Vorbei an im Meer schaukelnden Booten, Yachten und Segelbooten. Vorbei an Surfern und gut besuchten Stränden, durch
einen kurzen, steinigen Tunnel und da sehe ich schon, da will ich hin – eine Bucht.
Ich kann bis zum Meer hinfahren. Das ist gut. So kann ich vom Wasser aus sehen, falls wer mit meinem Bus fortfährt und ich könnte nichts dagegen unternehmen! Oh nein! Mein Haus würde einfach so
weg sein. Wenn ich noch nicht weit im Wasser drinnen bin, könnte ich ja vielleicht noch rauslaufen und laut schreien, aber wäre das dann nicht auch zu gefährlich? Würden sie eine hübsche, junge
Frau einfach niederstrecken oder noch schlimmer, mich verschleppen?
Sieht man die Gefahr vorher oder fühlt man sie, oder ist sie doch gar nicht da?
Ich stelle den Motor ab. Schau aufs Meer hinaus. Es sind ein paar Sonnenanbeter hier und einige Griechinnen. Eigentlich bin ich meine eigene Gefahr und das Meer ruft mich unweigerlich zu sich,
keine Zeit mehr für irgendein Horrorszenario.
Ich streife mir mein rosarotes Sommerkleid ab, den weißen Bikini habe ich, schlau und spontan wie ich bin, schon vorm Wegfahren angezogen. Im September ergibt sich so mehr Kontrast zwischen
Bikini und meiner Haut als noch im Mai.
Was für eine coole Bucht, breiter Sandstrand und weiter vorne, gehen die Felsen wieder aufeinander zu. Auf der rechten Seite treiben drei Fischerboote. Langsam, schon fast meditativ schreite ich
so unauffällig und gelassen wie möglich, gleichzeitig bedacht darauf, dennoch eine gute Figur abzugeben, durchs Meerwasser. Hier ist das Wasser noch nicht tief, einige Meter geht es so weiter.
Schaue unauffällig zurück, schaue nach meinem Bus. Ja, er steht noch immer auf der selben Sonnenstelle. Schaue nach Blicken, die mich beobachten. Aber es sind alles nur die gewöhnlichen, kurz
neugierigen Männerblicke, die sofort wegstreifen. Ein dezentes Wahrnehmen, wie ein kleines Kompliment an mich.
Viel zu wagen gibt es nicht. Das Wasser ist unglaublich herrlich. Tauche ein. Schwimme. Ins Blau. Tauche wieder auf. Sonne blendet mich. Würde am Liebsten vor Freude schreien. Mein Element. Der
Fisch ist wieder in seinem Meer. Diese einmalig zauberhafte Bucht bei Agia Marina. Sie gehört mir. Schwimme noch etwas weiter raus. Tauche dabei immer wieder unter. Salziges Wasser umschließt
mich. Frisch. Drehe mich auf den Rücken und lass mich von den sanften Wellen treiben. Am blauen Himmel sehe ich die Flugzeuge in einer großen Landekurve Athen ansteuern . Der Flughafen ist nicht
weit weg. Nur ich und meine Gedanken sind mal wieder überall und nirgendwo.
Ich liebe griechischen Salat. Selbstgemacht mit einer fetten Scheibe Feta und frischen Oliven oben drauf. Mehr brauch ich nicht. Könnte mich allen Ernstes davon ernähren.
Als die Nacht über Athen hereinbricht, ist es Zeit für mich. Wie zuvor im Meer tauche ich im lebhaften Stadtzentrum unter. Eigentlich ist alles hier Zentrum. Alles um die beleuchtete Akropolis
herum, die sich über uns Ameisen emporhebt. Die mir Ehrfurcht einflößt und gleichzeitig ermutigt, dass nichts unmöglich ist. Auch wenn sich die ganze Welt scheinbar gegen einen stellt, kann man
dem Ruf seines Herzens folgen, um seine Träume zu verwirklichen.
Hier stinkt es nach Fisch! Kleine Bächlein mit Fischduft finden ihren Weg in die Kanalisation. Und ihre Quelle? Dimotikí Agora Athinón besser bekannt als der Zentralmarkt bzw. die Athener
Markthallen. Wo sich tagsüber Menschen – und ganz bestimmt auch Fischmassen tummeln, muss ich ganz schnell vorbeigehen.
Außer der Akropolis kannte ich vorher kaum was von Athen. Ich hatte echt keinen Bock auf irgend so einen Sight-seeing Ratgeber. Einfach gehen. Schauen. Fühlen. Und ja, in diesem Fall eindeutig
riechen. Mir selber Gedanken und Überlegungen zu machen, unvoreingenommen und uneingefärbt.
Bald komme ich zu einen großen Platz, Kotzia Square. Ein Springbrunnen in der Mitte und dahinter uralte, am Zerfall der Zeit beteiligte Häuser. Auf der gegenüberliegenden Straße prunkt die Town
Hall, das Athener Ratshaus. Ich laufe über die mehrspurige Straße. Die Straßen sind nachts schlecht beleuchtet. Vor mir eine Statue. Perikles.
Dieser Perikles hat Athen in das goldene Zeitalter der direkten Demokratie geführt. Die Künste gefördert. Athen unsterblich gemacht. Danke! Aber da ist noch so vieles mehr was mir auf einmal
durch den Kopf schießt.
Aspasia. Damals ( und heute noch?) waren Frauen nicht viel wert, schon gar nicht vor dem Gesetz. Sie dienten als Hausfrauen oder zur Unterhaltung der Männer. Es gab Schulen, die Mädchen dafür
heranzogen. Sie lernten vieles über Kunst, die Medizin oder auch über Philosophie. Sie sollten reiche Männer auch mit Wissen unterhalten können. Die Ehefrauen zuhause waren nur für die
Haushaltsführung und für den Nachwuchs zuständig. Aber diese Mädchen, auch Hetären genannt, wurden zusätzlich in der Liebeskunst ausgebildet, in Musik und Tanz, um dem Mann zu gefallen. Anders
als die Prostituierten der Antike waren sie sozial anerkannt. Aber sicher nicht von den betrogenen Ehefrauen.
Aspasia von Milet, ausgebildet zur Hetäre, war jedoch so wichtig für die Geschichte, auch wenn sich damals viele über sie in Komödien lustig machten.
Sie war die Rhetoriklehrerin von Sokrates, der sie in einen seiner Dialoge erwähnte, in dem er ihr dankt, aber auch die vom Perikles. Sie eröffnete mit Hilfe einflussreicher Männer eine Schule
für Frauen, ohne sie zu Liebesdienerinnen auszubilden. Jedoch war es dem Pöbel immer ein Dorn im Auge und so wurde sie unter fadenscheinigen Argumenten angeklagt. Konnte jedoch u.a. mit Perikles
Fürsprache freigesprochen werden. Heutzutage wäre das Mobbing, Stalking und Verfolgung von Frauen auf niedrigstem Niveau. Meine Augen werden heute noch immer ganz feucht, wenn ich an all diese
Ungerechtigkeiten denke. Eine Frau, die nicht nur klug und wunderschön ist, sondern auch anderen Mädchen eine Chance auf ein eigenständiges Leben gibt, wird wiederum so erniedrigt und denunziert
von Heuchlern, Ehefrauen und stupiden Menschen.
Was mir aber Hoffnung gibt ist, dass Aspasia und Perikles total ineinander verknallt waren, mehr noch als Romeo und Julia. Die gab es ja auch nie wirklich und meiner Meinung nach waren die beiden
auch nicht besonders intelligent, nur unsterblich sterblich ineinander verliebt.
Das damalige Gesetz, AusländerInnen zu heiraten, hinderte Aspasia und Perikles jedoch nicht daran zusammen zu leben.
Aspasia von Milet. Sie erhob diskret die Würde der Frauen in der Öffentlichkeit.
Und plötzlich regnet es. Regen ist die reinste Untertreibung. Gedankenverloren hab ich total das herannahende Gewitter überhört. Ich winke das nächste Taxi heran. Schnell legt Kostas, der
Taxifahrer, ein Handtuch auf meinen Sitzplatz. Wir unterhalten uns über Aspasia und Perikles auf der Fahrt zurück zum Campingplatz, zurück in mein Heim, meinen lieben orangen Bus.
Kurz bevor ich einschlafe, fällt mir ein, dass Perikles Grabstätte nie gefunden wurde. Ist auch total egal, den Perikles lebt in uns allen. Im Drang Unmögliches wahr werden zu lassen und mit
seinem eigenen Leben Spuren für die Welt zu hinterlassen, die wiederum andere Menschen erleuchten.
Sicherheitshalber läutet der Wecker pünktlich. Gaskocher anwerfen. Wasser aufstellen. Filterkaffee aufgießen. Klappstuhl ausklappen. Kaffee trinken. Internet checken, nicht dass es nicht mehr da
wäre, aber immerhin wollen andere auch sehen, wo ich bin. SMS von Mario. Er ist schon irgendwo nach Thessaloniki und der Zug soll um ca.11:30 ankommen.
Na gut. Länger kann ich es nicht mehr aufschieben. Der Bus braucht eine Grundreinigung – innen. Also mal die Bettwäsche über die Wäscheleine hängen. Hab ich schon erwähnt, dass ich Wäscheleinen
liebe? Diese hier konnte ich zwischen zwei Olivenbäumen spannen. Stopfe alle Kleidung von mir, die lose im Bus verteilt ist, in einen Sack und gehe übern Schotterweg zu den Laundrys, nehme
irgendeine Waschmaschine und schalte sie sogar ein!
Zurück beim Bus sortiere ich alles durch. Kochgeschirr, Lebensmitteln, Musikzeugs und sogar übern Laptop wische ich kurz drüber. Putze die Fenster und reinige das verstaubte Armaturenbrett. Wie
viel kann eigentlich in zwei Wochen dreckig werden – von allein? Auch der Sand staubt aus den Fahrzeuginneren hinaus. Jetzt alles wieder ordentlich hinein schlichten. Schaut ja schon ganz toll
aus.
Nur mehr die Wäsche auf die Wäscheleine hängen, meinen Dreck runter duschen und schon sind die zwei Stunden Ultimatum vorüber. Eigentlich sollte ich noch was essen. Egal. Immerhin will ich Mario
nicht warten lassen.
Gut, dass ich das Taxi genommen habe. Dennoch bin ich zu früh. Also vertrete ich mir meine zwei Füße durch den Larisa Station Park gleich gegenüber des Bahnhofs.
Noch schnell den richtigen Bahnsteig checken und pünktlich fährt der Zug ein und Mario steigt aus. Vom weitem ruft er mir „ Hallo, Schnecke" entgegen. Da ist er also wieder. War doch schon eine
Weile her als wir uns das letzte Mal sahen.
Es ist 25 Jahre her, dass er das letzte Mal in Athen war und er ist echt froh, hier zu sein, nachdem es fast nur mehr regnet in Österreich.
Nach einem Kaffee und einer großen Schüssel griechischen Salat beschließen wir am Campingplatz auszuchecken und stattdessen ans Meer zu fahren. Und ich weiß schon genau wohin.
Während der Fahrt redet er ganz viel. Von der Akropolis, wie Athen sich doch verändert hat, dass er sich meine Musik angehört hat, dass wir ja in Zukunft gemeinsam Musik machen könnten. Er hat
sein DJ Leben schon satt, immer das Gleiche. Welche Möglichkeiten wir hier hätten, ob ich schon weiß, wie lange ich hier bleiben möchte. Fahr mal da ran!
Er holt sich beim Imbissstand einen Gyros, nachdem ich dankend abgelehnt habe. Immerhin hat er die letzten zwei Tage fast nur im Zug verbracht. Und dann ist es still. Er schaut während der
restlichen Fahrt aufs weite, nicht enden wollende Meer hinaus. Ich könnte schwören, dass er mit Tränen kämpft.
Doch dann parke ich direkt vorm Meer. In meiner Bucht. Jetzt sehe ich sie nochmals mit anderen Augen. Diesmal ohne Angst und ohne irgendwelche Sorgen.
Langsam geht die Sonne über Athen unter. Das bedeutet für mich, dass die Sonne am nächsten Tag übern Meer aufgehen wird. Also stelle ich nochmals den Wecker. So früh wie schon lange nicht
mehr.
Für die Nacht parken wir den Bus etwas geschützter neben einer Oleanderhecke. Zum Glück habe ich zwei Klappsesseln mit. Weil ich ja nie vorher wissen kann, wer mir alles begegnet, habe ich alles
doppelt und dreifach mit.
Und seit ich mal eine tolle Dokumentation sah, über die Nomaden in der Mongolei und deren unglaublichen Gastfreundschaft. Da kam auch ein Spruch drinnen vor, den ich mir sehr zu Herzen genommen
habe:
Beim ersten Mal kommst du als Gast.
Beim zweiten Mal als Freund
und beim dritten Mal bleibst du
für immer
Und so führe ich immer etwas mehr mit.
Wir sitzen, mit Blick aufs Meer, und trinken Kaffee. Jeder erzählt etwas von sich, was inzwischen so war. Es war damals nicht so einfach als Frau hinters DJ- Pult zu kommen, um aufzulegen. Für
ihn war das aber kein Thema, sondern eine Selbstverständlichkeit. Ich schätze seine Grundhaltung sehr.
Immer wieder kommen und fahren Autos. Sie sitzen dann einfach und schauen wie wir aufs Meer, kommen mit Freunden oder schwimmen mit ihren Hunden.
Auf der anderen Seite der Bucht ist eine, zur Meerseite hin offene, Steinhütte und in ihr drinnen sind zwei Grillplätze. Für jeden frei zugänglich und wie wir beobachten, wird sie auch genützt.
Heute geben wir uns mit reinem Zusehen zufrieden.
Als wir gerade gedankenverloren dem Meer lauschen, sagt Mario plötzlich, er fahre nicht mehr heim. Nicht in zwei Wochen, nicht in zwei Monaten. Solange habe er sich nach Griechenland
zurückgesehnt und jetzt möchte er einfach nur da sein, mit all seinen Ideen und Gedanken ohne irgendein „Sicherheitsdenken".
Ich schlucke. Und starre weiter geradeaus. Ist es nicht auch das, was du wolltest, fragt mich mein Innerstes. Wolltest du nicht auch endlich Mut, nicht nur für eine Reise, sondern für neue
Lebenserfahrungen? Und was hat dich daran gehindert? Angst. Alles alleine zu tun und zu denken, weil das mit der Zeit sehr anstrengend wird. Aber ist das nicht ein zu großer Schritt? Eine zu
große Entscheidung, sollte ich mir nicht auch wie alle anderen eine bequeme Hintertüre offen halten?
Mit Mario, weißt du, dass du kannst, auch wenn man mal nicht zusammen schaut. Wie oft habt ihr euch gestritten. Unzählige Male, aus Sturheit bis zum Blut. Aber es war nie gefährlich. Nur hitzig. Ich muss plötzlich laut loslachen. Tränen kullern mir übers Gesicht. Das ist der Moment, in dem ich über meine Bedenken siege und zum Leben anfange.
Und das in meiner Bucht. Über meinem blauen Meer.
Schnappe mir mein Handy. Mit Selbstauslöser und Gegenlicht gelingen mir ein paar gute Schnappschüsse. Hochladen. Fertig. Wie sich das alles verändert hat und mir ist es recht. Das ich überall
Internet habe. Und jetzt hab ich auch wen, der in Zukunft die Fotos von mir machen kann. Wie praktisch!
Immerhin gewinne ich immer mehr Menschen, die sich für meine Musik interessieren, aber sie wollen die Person dahinter kennen, etwas mehr persönlichere Einblicke. Ich mein, damals vor langer,
langer Zeit beim Woodstockfestival haben sich die „Stars" dann auch einfach unters Publikum gemischt und dem Nächsten zugehört. Heute wird alles steril getrennt. Aber ich sehe das anders,
immerhin kann ich ja steuern, was ich preisgeben will.
Mich interessieren eben auch die Geschichten der anderen, davon kann ich mich gleich inspirieren lassen für meine neuen Texte und für meine Musik.
Jetzt parke ich den Bus noch weiter nach hinten, unter einem Eukalyptusbaum. Mit dem schlafenden Mario im Kofferraum. Okay, ich gebe zu, das ich nachgeschaut habe, was das den für ein Baum ist.
Und er ist urschön.
Mit Kaffeeduft erwacht der Schlafende leicht verwundert über unseren neuen Parkplatz. Die gesamte Fläche hinter der Buch ist geschottert und bietet genug Fläche zum Parken. Es ist noch keiner da,
außer dem Fischerboottypen.
Alles ist ruhig. Nur ein paar Autos auf der dahinterliegenden Straße. Bum Bum bum! Zuerst etwas weiter weg, dann immer näher kommend. Ein fuzikleines Auto fährt mit Höchstgeschwindigkeit ein,
bremst. Eine riesige Staubwolke vor den Containern. Ganze drei junge Männer hüpfen lachend aus dem alten, verbeulten Wagen. Vielleicht gestohlen? Meine Fantasie – stopp.
Einer von ihnen öffnet den kleinen Kofferraum. Die Anderen stellen sich herum und holen irgendwas raus, dass in der Hand wie verrückt geschüttelt wird. Sie stellen sich vor den Containern und
fangen an, diesen grau zu besprühen.
Neugierig, wie ich bin, starte ich die Videofunktion am Handy, drück es Mario in die Hand und sag: Komm! Die müssen wir kennen lernen. Seine Widerrede überhöre ich und er folgt mir dann doch.
Boris - the good guy - ist ein griechischer Graffitikünstler.
Die anderen Zwei sind extra aus Deutschland eingeflogen, um ihn zu „assistieren". Anscheinend ist dieser Boris über die Grenzen hinaus bekannt. Dennoch lasst er sich von mir leicht ablenken und
verschreibt sich beim Sprayen, was er aber cool überspielt. Tottaly me. Steht nun ganz groß dort. Noch ein paar gemeinsame Fotos werden hochgeladen und schon haben sich die drei sprichwörtlich
aus dem Staub gemacht.
Eine Stadtfahrt durch Athen ist sehr kurzweilig. Da Mario damals länger hier war, kennt er sich noch immer etwas aus und erzählt mir passende Geschichten dazu.
Bei Technopolis bzw. Gazi nehmen wir einen bewachten Parkplatz, damit unser Heim, das hier sofort als ausländisches Fahrzeug auffällt, keiner rohen Gewalt zum Opfer fällt.
Die alte Gasanstalt dient heute als Veranstaltungsort und um die U-Bahnsation herum haben sich Bars, Tavernen und Clubs angesiedelt. Ein richtiger Treffpunkt für Studenten, Jugendliche und vielen
Touristen.
Wir gehen hinterm antikem Friedhof Keramikos hinauf zur Akropolis. Eigentlich geht es Mario gegen den Strich einen Eintrittspreis zu bezahlen, der dann zu der deutschen Regierung geht, nur weil
Griechenland in der Finanzkrise steckt. Doch beim Anblick vom alten, kalten Marmor verstummt er. Nur eine Sicherheitsbeamtin schreit zu ihm: Don´t touch this!
Und schon summt man die Melodie und wir gehen, nach einem Uuppps und Sorryyyy, lachend weiter. Wiedermal kann ich nur so staunen über die verschiedenen Tempel, den Ausblick zum Berg Hymettos,
über die weiße Stadt bis hin zum offenen Meer.
Der Parthenon, Tempel für die Stadtgöttin Pallas Athena Parthenos, wird derzeit renoviert und ist daher nicht ,wie vor 25 Jahren, begehbar. Unglaublich imposant. Geniale Baukunst.
Im dahinterliegenden antiken Theater werden heute noch Konzerte gegeben und wir planen, dort auch mal aufzutreten.
Auf dem Weg hinab reihen sich Straßenverkäufer, Straßenmusiker und andere Unikate. Die angebliche gratis Rose von der schönen Frau lassen wir uns dennoch nicht aufschwatzen.
Nach rund 10 Kilometern Fußweg, landen wir wieder beim Bus.
Etwas später sitzen wir bei Manos in seinem Lokal, wo ich vor knapp einer Woche meinen ersten Auftritt hatte. Kurz darauf werden wir von seiner Schwester Lena in eine Taverne entführt.
Irgendwann nach Mitternacht erreichen wir unsre Bucht. Mal die Lage checken. Alles ruhig. Ein Liebespärchen am Strand. Zwei Motorradfahrer, die sich unterhalten. Eine ganz normale Nacht.
Ich dusche mich noch schnell unter der Stranddusche, komisch nur, dass sich kaltes Wasser nachts noch kälter anfühlt. So schnell wie ich anschließend wegbreche, ist das aber ziemlich egal.
Mitten in der Nacht wache ich von Motorradgeräuschen auf. Zuerst denke ich mir, dass es sich nur um die nächtlichen Buchtbesucher handelt. Doch dann höre ich eindeutig, dass zwei Motorräder um
unseren Bus herumfahren! Das laute Geräusch wird nur vom Pochen meines aufgeregten Herzen übertönt. Unauffällig schau ich hinter dem Vorhang hindurch. Polizei. Griechische Polizei. Soll ich jetzt
erleichtert sein oder doch eher besorgt? Bevor ich zu einer Entscheidung komme, fahren sie wieder davon.
Irgendwie musste ich wieder eingeschlafen sein. Kaum zu glauben, dass Mario bei diesen Geräuschen nicht aufgewacht ist.
Was ist das jetzt? Wer schleicht hier im Morgengrauen um unseren Bus herum? Das sind doch eindeutig Schritte! Ich bin doch nicht verrückt. Halte meinen Atem an. Lausche. Da! Schon wieder
Schritte. Mist! Und der schläft da seelenruhig, gibt´s doch gar nicht. Muss nicht ein Mann eine Frau beschützen? All die Klischees helfen mir jetzt nicht weiter. Würde er jetzt aufwachen, würde
das lautstark sein. Und das könnte uns zum Verhängnis werden.
So sanft wie möglich schaue ich wiedermal durch den blauen Vorhang. Da, schon wieder Schritte! Eindeutig. Aber ich sehe niemanden. Schaue bei allen Fenstern raus. Da ist niemand. Keiner parkt
neben uns. Nur das Grau wird von der aufgehenden Sonne in Fetzen gerissen. Doch da! Schon wieder. Schritte!
Raus mit mir. Mal wach werden. Und da seh ich die Übeltäter. Elstern! Zwei Elstern, die gemütlich um unseren Wagen herumscharren.
Was für eine Nacht. Verlangt nach Kaffee. Nun ist auch die Sonne da und Mario auf. Zuerst will er mir mein nächtliches Erlebnis nicht glauben, denn er bekommt ja schließlich IMMER ALLES mit. Wow.
Echt jetzt? Langsam kommen mir Zweifel. Mein Geist spielt mir eigentlich nie Streiche. Ja bis ….zwei Motorräder auf unseren Bus zusteuern. Es ist schon wieder die Polizei. Ob wir hier länger
bleiben wollen, weil campieren hier ja nicht wirklich erlaubt sei. Nein. Lüge ich, ich wollte nur einmal einen Sonnenaufgang am Meer erleben. Sie warnen mich, da es hier nachts nicht so sicher
sei.
Da waren sie also dahin. Genieße den Moment, weil du weißt ja nie, wie lange er dauert. Doch heute ist schon Wochenende. Wir werden heute noch Perikles und Elena treffen. Die leben jetzt. Bin mal
gespannt, wie das wird.
Bus wieder umparken. Meer genießen. Am Nachmittag losfahren. Fensterscheiben herunterkurbeln. 32° C . Griechische Musik aus dem Radio. Den Anweisungen des Navis folgen. Nach Ilioupoli, die
Sonnenstadt, am südöstlichen Stadtrand Athens.
Sobald wir die Hauptstraße verlassen geht es bergauf. Dann eine Seitenstraße links und wieder rechts. Zitronen – und Orangenbäume. Zum Glück sind hier die Wege etwas breiter und es sind viele
Parkplätze frei. Einer davon ist direkt vorm Haus des Perikles, dem Bär und seiner Elena.
Sie lässt uns gleich rein und warnt uns vor ihrer Baustelle, da sie erst seit 1 Monat hier sind. Auch der dazugehörige Hintergarten ist Baustelle, hat jedoch zwischen Schutthaufen und Gras einen
Zitronenbaum mit Früchten. Das Schöne liegt oft im Detail.
Dort steht auch ein Grill, der schon eingeheizt ist. Der kleine, blinde Hund läuft uns dauernd zwischen die Beinen. Perikles drückt mich, mit seinem zerrissenen, mit Farbe beklecksten T- Shirt an
sich und macht das auch mit Mario. Dann zeigen sie uns ihre Baustelle drinnen. Aufgerissener Fußboden für die Elektroleitung, eingerissene Mauern und schon vormontierte Schienen für die neue
Raumaufteilung. Das Schlafzimmer ist schon fertig. Neue Wand, neuer Boden und neues Bett. Alles selber gemacht. Da bekommt man auch gleich Lust zum Mitmachen. Kartons stapeln sich noch. Kaffee
ist leider aus. Mein Einsatz. Hole schnell die Kaffeekiste aus dem Bus und mach uns im Innenhof Kaffee. Elena liebt den Kaffee, da sie bis zum 15. Lebensjahr in Deutschland mit ihren Eltern
lebte, die als Gastarbeiter damals dorthin zogen. Zuerst nur für zwei oder drei Jahre, doch dann kamen die Kinder auf die Welt, man lebt sich ein, die Kinder gingen zur Schule und plötzlich kam
dann doch wieder das Heimweh. Total verständlich. Hab ich doch jetzt schon Heimweh nach Athen, obwohl ich hier bin.
Perikles lässt den Kaffee stehen. Vorerst. Die meisten Griechen sind es gewohnt, Kaffee kalt zu trinken. Nescafé hat sich hier, durch die amerikanische Besatzung nach dem Zweiten Weltkrieg
durchgesetzt. Lösbar im kalten Wasser. Daneben gibt es noch den griechischen Kaffee, der in winzigen Tassen eingegossen wird, nachdem das dazugehörige Kaffeepulver im Wasser mitgekocht wurde. Den
Kaffeesatz besser nicht mittrinken, liegt doch da die Zukunft drinnen.
Was ? Du isst kein Fleisch? Wie hast du solange überlebt? Egal. Magst du griechischen Salat? Ich kann dir noch Kartoffeln dazu machen und gebackenen Feta. Auch in einer improvisierten Küche kann
man fantastisches Essen machen. Perikles grillt Unmengen an Fleisch. Erzählt uns auf englisch – griechisch, während uns Elena immer wieder übersetzt, dass er mal in der Schweiz arbeitete und fast
verhungerte , weil ein kleines Stückchen Fleisch ungefähr 90 Euro kostete. Ein zweites Mal wollte er aus diesen Gründen dort nicht mehr arbeiten.
Zwischendurch schnappt er seine Gitarre, sein Gesichtsausdruck wird extrem leidenschaftlich, spielt und singt uns was von ihm vor. Unglaublich. Seine Stimme ist so unbeschreiblich gut.
Herrlich.
Nein, danke. Für uns keinen Ouzo. Nein, wir trinken keinen Alkohol. Wird auch akzeptiert. Kein blödes Überreden.
Dann rückt Perikles mit einer Frage raus, nachdem er mir ein wahnsinnig, tolles Lied vorsang. Das sei eigentlich ein Duett. Über einen Vater und seine Tochter. Ob ich mit ihm diesen Song
aufnehmen möchte. Ich brauche gar nicht antworten, dass macht Mario. Natürlich machen wir das!
Elena gibt mir den Text, auf griechisch. Gut, dass ich schon die Buchstaben lesen kann. Sie übersetzt in mir auf Deutsch, damit ich verstehe, was ich singe. Und schon geht es los. Perikles singt,
ich lese mit, höre und versuche es mir zu merken.
Vorsichtig frage ich Elena, ob es ein Problem wäre, wenn wir im Bus auf der Straße übernachten. Nein, das ist überhaupt kein Problem hier. Da schaut keiner. Hier draußen ist alles sehr ruhig. Ja,
im Stadtzentrum gibt es schon Plätze, da würden auch sie als Griechen nie parken, aber hier brauche ich mir keine Sorgen machen. Und sie hat recht damit.
Heute ist Sonntag. Der Himmel ist leicht bewölkt, aber warm genug um im Freien zu sitzen. Perikles und ich üben, Elena hilft, damit ich die Betonung an den richtigen Stellen setze. Die Melodie
ist sehr eingängig und emotional. Sie kennen jemanden mit Tonstudio. In Athen zahlt man für eine Stunde im Studio um die 20 Euro. In Österreich würde das ungefähr 2000 Euro kosten. Unglaublich.
Aber Mario erklärt ihnen, dass wir das bei ihnen im Wohnzimmer machen können. Da haben wir Zeit und können so oft aufnehmen, wie wir es für nötig halten. Auf seinem Laptop hat er das passende
Musikrogramm und ich habe das Mikrofon immer mit mir. So ist das, wenn man unterwegs ist. Immer für alles bereit.
Zum Glück ist Perikles genauso unkompliziert wie wir. Mit nur einmal aufnehmen haben wir seinen Gesangspart und meinen mit zweimal. Ganz einfach.
Mario mixt das Ganze ab und es wird auch noch gemastert, aber das nur so nebenbei erwähnt.
Und fürs Video haben wir auch schon eine Idee. Das drehen wir morgen am Syntagma Platz.
Mario und ich sind am nächsten Tag zwei Stunden vorher dort. Elena und Perikles wollen später mit dem Motorrad nachkommen.
Zuerst gehen wir durch den von Menschen überfüllten Flohmarkt – Flea Market. Der bietet verschiedene griechische Souvenirs, Lederwaren, Schuhe und Unglaubliches mehr, was man vielleicht
irgendwann mal brauchen könnte und immer sofort haben will. Aber irgendwas hat Mario vor, zieht mich durch die Menge hindurch bis zum Syntagma Platz. Platz der Verfassung.Von dort geht es die
Stufen hinauf, über die U-Bahn drüber, zum gelben Parlamentsgebäude auf dem die blaue-weiße griechische Flagge im leichten Herbstwind weht. Vor dem Gebäude ist das Grabmal des unbekannten
Soldaten, um so an all die Kriege mit ihren vielen unbekannten Soldaten zu gedenken.
Plötzlich findet ein kleines Schauspiel statt. Viele Touristen stellen sich halbkreisförmig herum. So ein Militäroffizier, würde ich sagen, sorgt dafür das Abstand zum Grabmal gehalten wird. Und
dann geschieht es. Zwei in Trachten gekleidete Soldaten schreiten synchron aufeinander zu, heben dabei ihre Füße abwechselnd ganz waagrecht in die Höhe mit ihren sicherlich schweren Holzschuhen.
Es ist still, nur das Aufsteigen der Holzschuhe und die Kommandos sind zu hören. Was hier stündlich abgeht, ist der sogenannte Wachwechsel der Evzonen, an Sonn- und Feiertagen wird er zusätzlich
mit einer Militärkapelle gefeiert.
Danach sitzen wir auf einer Holzbank am Syntagmaplatz. Mario gesteht mir, dass er auf der Zugfahrt hierher in Thessaloniki eingeschlafen ist und er dort bestohlen wurde. Nur ein Moment der
Unachtsamkeit. Ja, leider gibt es immer und überall irgendwelche Betrüger.
Da kommen Elena und Perikles auf uns zu. Perikles hat wie besprochen seine Gitarre mit. Innerhalb von 10 Minuten ist das Video auch schon gedreht, denn nur ein Bild auf YouTube geht für uns gar
nicht. Zum Schluss fliegen sogar, wie zum Befehl, Tauben über uns .
Gemeinsam gehen wir noch in ein für Athen typisches Kafenion. Heiße Schokolade. Kaffee. Perikles, der Bär braucht ein Bier. Mitten in Athen, da sind wir also gelandet und das Leben nimmt uns
ständig mit.
Zurück nach Iliopoli. Mit einem Videoschnittprogramm ist das Video auch schnell mit der zuvor aufgenommenen Musikspur unterlegt und kurz danach online. Wir sind alle total glücklich.
Lange sitzen wir noch im Innenhof zusammen. Der Mond ist im abnehmen, schon fast Neumond. Unser erstes griechisches Lied zusammen mit einem Griechen – Kindheitsträume. Onira Pedika. Wir sind alle
Träumer.
Cornelia (Dienstag, 06 April 2021 15:34)
Mein erstes Buch ist nun da! Es handelt von einer jungen Künstlerin, die sich alleine auf den Weg nach Athen macht, um dort die Gegend unsicher zu machen!
Freue mich, wenn du es liest!
https://www.amazon.de/TOTAL-VERLIEBT-Singer-Cornelia/dp/B08X63FJXM/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&dchild=1&keywords=total+verliebt&qid=1617715945&sr=8-1