Neun Tage durch Kroatien mit dem Wohnmobil - mit dem Antigentest möglich!

Wir haben beschlossen, einfach zu warten. Wenn reisen jetzt nicht möglich ist, dann fahren wir doch nach Kärnten!
Super Idee!

Der Bus ist schnell gepackt. Und los gehts bei Sonnenschein. Am Völkermarkter Stausee ist es ruhig. Zeit, für einen frischen Kaffee. Ich sitze am Ufer und genieße endlich die Sonne. So ist es gut.

Weiter nach Klagenfurt, dort soll gleich am Wörthersee ein Campingplatz sein. GESCHLOSSEN.

Okay, kein Problem, denn mit meinem VW- Bus kann ich zur Not auf einen öffentlichen Parkplatz übernachten, oder bei dem kostenpflichtigen Stellplatz nähe Velden. Sehr gut gelaunt fahren wir in der Abenddämmerung der kurvigen Straße am Wörthersee entlang. Schon während der Fahrt sehen wir tolle und leere Parkplätze. Alle mit Hinweisschild, dass man hier nicht übernachten darf!

Manches ist echt nicht nachvollziehbar, jetzt in der Vorsaison zu Coronazeiten.

Die Nacht auf der Raststation am Dreiländereck war ruhig, aber ich bin echt sauer. Meine Reiselust total eingeschränkt. Wir sind mit unseren eigenen »Hotel« unterwegs, mit Vollpension. Italiens Grenzen haben sich auch über Nacht noch nicht geöffnet.

Schluss mit warten!
Kroatien hat auch für »Touristen« geöffnet!

Zurück nach Feldbach zur Test-Straße. Da wir bereits schon davor mal testen waren, sind wir noch immer registriert und kommen ohne Wartezeiten dran.

Die Augen tränen, die Nase kitzelt und zehn Minuten später kommt das Testergebnis. NEGATIV. Aber nur eines! Nochmals zurück und kurze Zeit später haben wir den zweiten negativen Bescheid in der Hand. Die Reiseregistrierung für Kroatien ist auch schon ausgedruckt. Bei Radkersburg über die »Grenze« nach Slowenien. Keiner kontrolliert. Wir flüchten vor den uns folgenden Regenwolken. Eine knappe Stunde fahren wir gemütlich auf der Landstraße bis nach Ormoz. Grenze Slowenien- Kroatien. Die Reisepässe werden wie immer gescannt, aber keiner will unser negatives Testergebnis oder das Einreiseformular sehen. Es gibt auch keine weiteren Hinweise. Heutiges Ziel ist ein Campingplatz bei Karlovacs. Noch schnell bei Regen-Sonnenschein-Regenbogen-Wind einen Kaffee kochen. Morgen will ich das Meer sehen!

Auf der Landstraße, fernab der Autobahn, reisen wir durch Kroatien. Durch kleine Ortschaften, über Berge. Ein kurzer Zwischenstopp am Drehplatz von Winnetou. Irgendwo mitten im Wald. Ja, so sieht das erfundene Amerika aus!

Und dann, endlich, taucht das Meer vor uns auf. Einfach mal die Küstenstraße entlang. Sonnenschein. Einfach das glitzernde Wasser während der Fahrt genießen. Das Thermometer zeigt 18°C an.

Am späten Nachmittag erreichen wir einen Campingplatz bei Pula. Auf einer kleinen Halbinsel. Echt beeindruckend!

In kurzer Zeit haben wir unser Air-Zelt aufgestellt.
Küche, Arbeitszimmer und Umkleidekabine in einem. Coronasicher! Als Risikopatientin ein wichtiger Punkt.
Auch wenn Restaurants geöffnet sind, koche ich lieber selber. Schon immer. Zwei Nächte werden wir hier bleiben.

Blick aufs Meer. Ich sitze und schaue. Schaue hinaus aufs Meer. Ohne Plan. Vielleicht taucht die Zukunft vor mir auf. Vielleicht auch nicht. Deshalb schau ich einfach aufs Meer hinaus.

Alle genießen den Moment und jedem fehlt die Leichtigkeit. Sie ist weg. Vielleicht mit den Wellen hinaus aufs offene Meer weggeschwommen. Wenn wir lang genau hinaus sehen, vielleicht kommt es dann zurück zu uns. Zu mir. Zu dir.

Die Römer waren echt überall! Auch hier, in Pula, haben sie ein Amphitheater errichtet. Und sicher einige Häuser gebaut. Unser Bus ruht auf einen bezahlten, bewachten Parkplatz. Es ist der 24. April 2021. Viele, viele Parkplätze sind überall frei. Aber als ich sehe, dass ein slowenisches Fahrzeug einen Strafzettel verpasst bekommt, verlassen wir Pula.

Fahren die Küstenstraße zurück. Vorbei an roter Erde. Vorbei an grünen, saftigen Wiesen. Vorbei an Rijeka. Und da ist er. Ein »Autokamp«. Auf einem Felsvorsprung. Einem ziemlich großen. Der Ausblick ist unglaublich. Ich schaue hinaus. Schaue hinaus aufs offene Meer. Dort draußen tummeln sich gewiss Delfine. Doch ich sehe sie nicht. Vielleicht lassen sie sich blicken, wenn ich nur lange genug aufs Meer sehe.

Etwas stoßt an den Bus. Schon wieder! Ich werde aufgeweckt. Der Wind reißt an unserem Bus. Zum Glück haben wir das Zelt nicht aufgestellt! Wir stehen falsch. Sofort klettere ich auf den Fahrersitz und stelle uns in die richtige Position. Die Scheinwerfer der anderen Camper gehen an. Sie suchen auch einen windstillen Platz und stellen sich in die gleiche Windrichtung.

Der Wind bläst auch noch in der Früh. Aber wir sind so frei und entschließen uns zur Weiterfahrt. Weiter hinunter. Der sanfte Regen löst den Wind ab. Graue Wolken drängen sich in den Vordergrund. Jede Nacht ein anderer Platz.

Ein Autokamp nach dem anderen liegen an der felsigen Küstenstraße nach Split. Kaum jemand fährt bis hierher. Es wird einsamer. Verlassene Feriendörfer warten auf den lebendigen Sommer. Es macht etwas mit mir. Auch, wenn ich es nicht in Worte fassen kann.

Fast schon wertfrei betrachten wir die wechselnden Szenen. Zerrissenheit. Es ist schön, kein Zweifel. Es regnet, es ist bewölkt, es ist menschenleer. Aber wir sind in Bewegung.
Bis Makarska.

Und da kommt sie raus. An einem Nachmittag. Rechtzeitig! Unsere Sonne! Dritter Versuch, ins Meer zu gehen. Bisher war es viel, viel, viel mehr kalt. Diesmal geh ich rein, tauche unter und laufe hinaus über den hellen Kiesstrand.

Am nächsten Tag bekomme ich noch einmal die Gelegenheit dazu. Auch, wenn es nur für kurze Dauer ist. Eine E-Mail erreicht mich. Aus Österreich. Ich habe einen Termin für meine Impfung. Endlich! Freudentränen. Abschiednehmen. Rückreise.

Die Leichtigkeit ist für einen Moment zurückgekommen. Aber mit dem emotionalen Zwiespalt muss ich wohl noch eine Zeit lang leben. Aber jetzt scheint die Sonne wärmer. In der Heimquarantäne.

Es war möglich. Neun Tage Kroatien. Bergauf- bergab.
Sonne- Regen. Meer und Land.
Die Welt spiegelt sich ein kleinwenig in uns selbst.
Der Himmel über uns wird heller. Ein neuer Tag fängt an.